Titel: Die Alpen sehen und sterben
Autorin: Isabella Archan
Verlag: emons:
Inhalt:
„Ein kaltblütiger Mord im idyllischen Kufstein. Die einzige Zeugin ist Mitzi, eine naive junge Frau. Was sie zunächst aus der Bahn wirft, übt bald eine düstere Faszination auf sie aus, und sie kommt dem Täter immer näher. Kann die ehrgeizige Inspektorin Agnes Kirschnagel, die mit der Aufklärung des Falls betraut ist, ihr trauen? Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Menschen sterben. Und der Killer findet immer größeren Gefallen an der »MörderMitzi«“
Meine Meinung:
„Die Alpen sehen und sterben“ lautet der Titel des neuen Romans von Isabella Archan, die mittlerweile zu meinen Lieblingsautorinnen gehört, da mich ihre Bücher immer wieder überraschen.
Dieser Krimi ist außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht.
Da wäre zunächst die eigentliche Geschichte: Es ist kein Whodunit – wer mordet, wissen wir bereits nach den ersten Seiten -, allerdings ist es auch kein typisches Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Guten und dem Bösewicht.
Es ist vielmehr eine erzählerische Charakterstudie, die wir aus der Sicht der „Mörder Mitzi“ vermittelt bekommen. Mitzi, die ihre eigene dunkle Vergangenheit hat, lernt einen Mörder kennen, d.h. sie beobachtet ihn bei seinem Tun sogar. Doch statt in wilde Panik zu verfallen, sucht sie seine Nähe und entwickelt eine unerklärliche Faszination für ihn und seinen „Beruf“. Sie will wissen, warum er andere Menschen umbringt, was er dabei empfindet, wie er dabei vorgeht – und gerät immer mehr in einen Strudel, der nicht nur ihr, sondern auch ihm gefährlich wird.
Da wären wir auch bereits bei den weiteren außergewöhnlichen Elementen dieses Buches: die Charaktere.
Neben Mitzi, die mit ungewöhnlichen Mitteln versucht, ein gewöhnliches Leben zu führen, begegnen wir Sam, dem Täter mit den ebenso vielen Kopfbedeckungen wie Identitäten, Heinz, der einen unsichtbaren Freund hat, der droht, sein Leben und dominieren und Agnes, die Inspektorin mit dem Hamster Jo.
Diese Figuren sind ausgesprochen lebendig und wurden mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Sie bilden das Herzstück der Geschichte. Sie sind es, die ihr eine Seele und ganz besonderen Charme verleihen.
Es sind sehr spezielle Persönlichkeiten, hin und wieder etwas überzeichnet, aber immer glaubwürdig. Jede hat ihr eigenes Laster zu tragen, doch alle – insbesondere Mitzi – haben dabei ihre Menschlichkeit nicht verloren – in ihrer Tragik stecken stets auch ein Stück Sehnsucht nach einem besseren Leben sowie eine kleine Prise Humor.
Selten trifft man in Krimis auf so viel psychologischen Tiefgang wie bei Isabella Archan, die bereits in „Marie spiegelt sich“ bewiesen hat, dass sie eine ausgezeichnete Beobachterin mit viel Gespür für das Zwischenmenschliche ist.
Ich hätte nicht erwartet, dass sie das in einem weiteren Buch noch würde toppen können – aber in „Die Alpen sehen und sterben“ ist ihr das definitiv gelungen.
Ich könnte noch seitenweise darüber schreiben, wieso ich diesen Roman so liebe und warum ich denke, dass die Isabella Archan eine hervorragende Schriftstellerin ist – doch das beste ist, ihr macht euch selbst ein Bild davon. Man lernt ihr Können erst richtig zu schätzen, wenn man sich auf die Story einlässt und in sie eintaucht.
„Die Alpen sehen und sterben“ ist kein typischer Krimi, aber eine absolute Kaufempfehlung meinerseits!