„Kill Creek“ von Scott Thomas

34065268._SY475_Titel: Kill Creek
Autor: Scott Thomas
Verlag: Heyne
Originaltitel: Kill Creek

Rezensionsexemplar

Inhalt:
„Am Ende einer langen Straße mitten im ländlichen Kansas liegt einsam und verlassen das Finch House. Es ist berüchtigt, schließlich ereilte jeden seiner Bewohner einst ein grausames Schicksal. Könnte es eine bessere Kulisse geben, um die vier erfolgreichsten Horrorautoren der USA zu einem Interview zusammenzubringen und das ganze live im Internet zu streamen? Was als harmloser Publicity-Spaß beginnt, entwickelt sich schnell zum Albtraum für alle Beteiligten. Denn es kommen nicht nur die dunkelsten Geheimnisse der vier Schriftsteller ans Tageslicht, auch das Finch House selbst hütet ein dunkles Geheimnis. Aber anders als die vier Autoren möchte es dieses nicht für sich behalten. Und schon bald gibt es den ersten Todesfall …“

Meinung:
Da ich jedes Jahr an einer Bloghalloweenaktion teilnehme, bin ich immer auf der Suche nach gruseligen Büchern, am liebsten solche, die ein Spukhaus beinhalten.

Dieses Spukhaus bekommen wir in diesem Buch. Es ist ein wirklich gruseliger Ort, der für die Figuren so einige unschöne Überraschungen bietet.
Hier wird auch die Stärke des Autors deutlich: Er versteht es, ein atmosphärisches und überzeugendes Setting zu erschaffen.

Das war’s dann aber auch schon mit den guten Seiten der Geschichte…

Die Handlung selbst braucht recht lang, bis sie in Gang kommt, ist zwar stark überzogen, aber das gehört wohl zu einer Horrorstory dazu.

Was wirklich, wirklich extrem schlecht und noch zudem extrem sexistisch ist, ist die Darstellung der Charaktere. Wow, was haben wir hier für männerphantasiegetriebene Frauenfiguren! Eine ist eine Gespielin eines wichtigen Mannes, eine ist ein „Sex-Vamp-Proll“ mit derber Sprache.
Scott Thomas reduziert Frauen komplett auf ihre Optik und Fähigkeit als Sexpartnerinnen.
Seine Männer kommen etwas besser weg und haben wesentlich mehr Anteil am Geschehen, sind aber recht eindimensional und Machos.

Ich habe schon bessere Groschenromane gelesen als das hier.

„Kill Creek“ ist ein Roman von einem Chauvinisten für Chauvinisten, anders lässt sich das nicht beschreiben.

„Slade House“ von David Mitchell

37704336.jpg Autor: Slade House
Titel: David Mitchell
Verlag: Rowohlt
Originaltitel: Slade House

Inhalt:
„Geh die Slade Alley hinunter – schmal, feucht und leicht zu verfehlen, selbst wenn du sie suchst. Finde das kleine schwarze Eisentor in der Mauer zur Rechten. Keine Klinke, kein Schlüsselloch, aber wenn du es berührst, schwingt es auf. Tritt in den sonnendurchfluteten Garten eines alten Hauses, das dort unpassend wirkt: zu nobel für die schäbige Nachbarschaft, irgendwie zu groß für das Grundstück. Ein Fremder begrüßt dich und führt dich hinein. Zunächst möchtest du gar nicht mehr fort. Dann merkst du, dass du es nicht mehr kannst. Denn alle neun Jahre, am letzten Sonntag im Oktober, wird ein „Gast“ ins Slade House eingeladen. Doch warum wurde er oder sie ausgewählt, von wem und zu welchem Zweck? Die Antwort findet sich dort am hinteren Ende des Flurs, oben am Absatz der Treppe.“

Meine Meinung:
David Mitchell, ein britischer Schriftsteller, der u.a. für seine Werke „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ oder „Der Wolkenatlas“ bekannt ist, hat mit „Slade House“ ein Spin-Off einer seiner letzten Romane „Die Knochenuhren“ veröffentlicht.

Da ich die Geschichte, mit der alles begann, noch nicht gelesen habe, war ich mir nicht sicher, ob ich diese Erzählung verstehen würde, denn ich weiß, dass Mitchell seine Texte regelrecht komponiert und mit Andeutungen und Querverbindungen experimentiert. Er hat aus dem geschriebenen Wort eine eigene Kunstform entwickelt – komplex und doch zugänglich für seine Leser.

„Slade House“ wird gern dem Gruselgenre zugeordnet, da wir uns in einem sehr bizarren Haus befinden, in dem Leute zunächst in eine Handlung verwickelt werden und plötzlich vom Erdboden verschwinden.
Doch eigentlich ist es mehr als eine Schauerstory. Es verwebt das Leben von sechs Menschen, die auf den ersten Blick nur lose miteinander bekannt sind, aber auf einer höheren Ebene Ähnlichkeiten aufweisen, die der Autor hier leider nicht im Detail erklärt, die jedoch Teil einer eigenen Geschichte sind, die besonders im letzten Kapitel eine große Rolle spielt, allerdings auch für Verwirrung bei mir gesorgt hat. So viele Begriffe fallen, mit denen ich nichts anfangen kann. Sie tun diesem Buch zwar keinen Abbruch, hinterlassen aber ein großes Fragezeichen.

Ich hätte gern viel, viel mehr über die Bewohner des Hauses erfahren, über die feindliche Organisation, die ihnen auf den Fersen ist, über den Mechanismus, mit dem sie ihre Opfer einfangen, über das „Experiment“, das sie erschaffen haben.
Ich hoffe, dass ich ein paar Antworten dazu im Roman „Die Knochenuhren“ finden werde, den ich nun begonnen habe, da mich Mitchell ein weiteres Mal mit seinem Können fasziniert hat.

„Slade House“ ist  – da es sich nun einmal um ein Spin-Off handelt – nicht ganz so vielschichtig wie beispielsweise „Der Wolkenatlas“, vermag aber bestens zu unterhalten und lässt viel Raum für Spekulationen.
Leseempfehlung!

Rezension: „Let the right one in“ von John Ajvide Lindqvist (Spoiler)

943402.jpg Titel: Let the right one in
Autor: John Ajvide Lindqvist
Verlag: Quercus
Übersetzung: So finster die Nacht (Bastei Luebbe)

Klappentext:
„It is autumn 1981 when the inconceivable comes to Blackeberg, a suburb in Sweden. The body of a teenage boy is found, emptied of blood, the murder rumored to be part of a ritual killing. Twelve-year-old Oskar is personally hoping that revenge has come at long last—revenge for the bullying he endures at school, day after day.
But the murder is not the most important thing on his mind. A new girl has moved in next door—a girl who has never seen a Rubik’s Cube before, but who can solve it at once. There is something wrong with her, though, something odd. And she only comes out at night….“

Meinung:
Dieses Jahr nehme ich an der Popsugar Reading Challenge 2018 teil. Hier erhält man Listen mit Themen, zu denen man ein Buch finden und lesen soll. Dazu gehören z.B. „A book set at sea“ oder „A book with song lyrics in the title“. Es gibt eine zu dieser Aktion, in der Vorschläge zu den diversen Vorgaben gesammelt werden.

Ich habe mich für mein erstes Buch in 2018 für die Herausforderung „Nordic noir“ entschieden und bin dabei auf das Buch „Let the right one in“ gestoßen, von dem ich bis dato noch nichts gehört hatte.
Allerdings handelt es sich um kein unbekanntes Werk, den es wurde unter dem gleichnamigen Titel bzw. in Deutschland unter „So finster die Nacht“ verfilmt.

Vor dem Lesen war mir außer dem Klappentext der englischen Ausgabe nichts über den Inhalt bekannt und so begann dieser Roman recht verstörend für mich.

Ein Junge, der an der Schule heftigst gemobbt wird, Mordgedanken hegt, mit einem Messer auf Bäume einsticht während fast zeitgleich einem gleichaltrigen Jungen die Kehle durchgeschnitten wird und sein Blut am Tatort fehlt.
Ein Mädchen, das nur nachts anzutreffen ist, das nie zu frieren scheint, das Sonnenlicht meidet und eine zarte Freundschaft zu dem Jungen entwickelt.

Neben diesen Protagonisten bringt der Autor noch weitere Figuren ins Spiel, jede einzelne auf ihre eigene Art und Weise interessant und bemitleidenswert. Jede bekommt einen gleich großen Part in dieser Geschichte wie die anderen. Von jeder Figur erfahren wir ihre Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Wünsche.

Nur nicht von Håkan, dem pädophilen Serienkiller.

Diese Geschichte, die als „romantic horror“ eingestuft wird – ein Genre, das mich eigentlich gar nicht anspricht – hat mich unglaublich fasziniert und beeindruckt.
Es ist eine extrem düstere Story mit sehr graphischen Szenen, die (auch sexuelle) Gewalt gegen Kinder beinhalten. Es sind überzogene Schilderungen und dennoch wirken sie im Gesamtzusammenhang glaubwürdig und schlüssig.
Aber – Warnung – diese Teile der Erzählung sind nichts für ungeübte Horrorleser. Ich habe mir sehr schwer damit getan, das Buch immer wieder aufzugreifen und weiterzulesen. Ich wollte wissen, wie sich die Freundschaft zwischen Eli und Oskar entwickelt, ob sie zu einem guten Ende führen wird, doch ich fürchtete mich vor den eindrücklichen Horrorteilen, die sich so realistisch anfühlten.

John Ajvide Lindqvist ist es wie keinem anderen gelungen, unmenschliche Taten so menschlich wie möglich zu beschreiben. Man empfindet Sympathie mit den meisten Charakteren und wünscht sich einen guten Ausgang, wohl wissend, dass es den eigentlich nicht geben kann.

Nichts für schwache Nerven aber absolut empfehlenswert!