Rezension: „Die Neunte Stadt“ von J. Patrick Black

Titel: Die Neunte Stadt
Autor: J. Patrick Black
Verlag: Random House / Heyne
Originaltitel: Ninth City Burning

„In diesem Moment hätte ich meine Eckzähne hergegeben, um woanders zu sein, nur nicht auf dieser steinernen Ebene, in dieser Nacht, mit dem Feind über uns.“

Der Inhalt ist sehr kurz wiedergegeben: ein Haufen Kinder kämpft im letzten Viertel des Buches  gegen Aliens, die die Welt erobern wollen. Zuvor werden die Akteure über 120 Seiten vorgestellt, weitere folgen später. Was zwischen Vorstellung und Kampf passiert, ist nicht erwähnenswert. Es passiert einfach nichts.

Besonders ärgerlich ist allerdings, dass der Klappentext nicht nur auf eine sehr viel actionreichere Story hoffen lässt, darüber hinaus passt er so gut wie gar nicht auf die Geschichte, die letzten Endes erzählt wird.
Erwartet hatte ich, nachdem ich die Zusammenfassung gelesen hatte, eine Dystopie, den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, Angriffe fremder Wesen – bekommen habe ich ein paar 12-Jährige in einer Militärakademie, die brav jedem Befehl Folge leisten.
Es fehlt jeglicher Spannungsbogen. Es fehlen Konflikte, tiefe Emotionen, aufreibende Dialoge, innere und äußere Zerissenheit, bedrohliche, greifbare Feinde, kurz: es fehlt ein funktionierender Plot!

Leider wissen das auch die Charaktere nicht zu retten. Es ist eigentlich egal, wie sie alle heißen, denn wie sie aussehen, was sie denken, was sie hoffen und fürchten, erfahren wir als Leser ohnehin nicht. Sie scheinen noch dazu in einem Vakuum zu existieren. Es gibt so gut wie keine Interaktion mit ihrer Umwelt, sie haben keinen Alltag, keine Freunde oder Feinde. Sie bereiten sich lediglich auf den Kampf gegen Aliens vor, über die man ebenfalls kaum etwas erfährt.
Immerhin fehlt es wenigstens an irgendwelchen Liebesverwicklungen zwischen den Heranwachsenden.

Womit wir beim weiteren Punkt meiner Kritik wären: Die Protagonisten sind zwischen 12 und 17 Jahre alt. Es sind Kinder! Doch den Roman findet man in der Buchhandlung im „Erwachsenenbereich“! Mit wem soll sich ein Erwachsener hier identifizieren? Die technische Seite der Erzählung mag reizvoll sein, aber sowohl Charaktere als auch Schreibstil würden deutlich besser in die Jugendbuchabteilung passen.

Schreibstil, das nächste Thema.
Immer wieder stolperte ich über seltsame Formulierungen wie „dünn und pummelig zugleich“, oder eine Protagonisten, die ihre Eckzähne hergeben würde oder eine,  die in Fußnoten spricht.
Hinzu kommen bereits auf den ersten Seiten und später auf weiteren viel zu viele Wortwiederholungen. Das mag eine Kleinigkeit sein, die nur mich stört, aber wenigstens hätte man Grammatikfehler wie die falsche Verwendung von „dass“ und „das“ und Ausdrücke wie „insofern…weil“ oder „bleiernde Müdigkeit“ (aua!) korrigieren können.

Ich war wirklich gewillt, diesem immerhin 800-seitigen Debütwerk des Autors etwas Positives abzugewinnen und es nicht ganz so kritisch zu betrachten.
Doch letzten Endes ist es ein schlecht geschriebenes, schlecht platziertes/beworbenes Buch mit sprachlichen Schwächen. Es kann sich bei weitem nicht – wie auf der Coverrückseite angedeutet – mit Klassikern wie beispielsweise „Ender’s Game“ messen!

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2 Antworten auf „Rezension: „Die Neunte Stadt“ von J. Patrick Black

  1. Unglaublich, was so alles erscheint. Man sollte doch meinen, ein Verlag wie Heyne könnte sich ein anständiges Lektorat leisten. *kopfschüttel*

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