Titel: Das Auge von Licentia
Autorin: Deana Zinßmeister
Verlag: Arena
Klappentext:
“ Jonata lebt mit ihrer Familie in der Mittelaltersiedlung Licentia. Das Aufregendste in ihrem Leben sind das bevorstehende Jubiläum ihres Dorfes, bei dem ein Jugendlicher erwählt wird, die Siedlung zu verlassen, und ihre erste Jagd alleine. Aber die verdirbt ihr ein Junge, der ausgerechnet zu den Wolfsbannern gehört! Die Dorfbewohner von Licentia sollen sich eigentlich von den gefährlichen Wolfsmenschen fernhalten. Doch Tristan geht Jonata nicht mehr aus dem Kopf, und als sie sich gegen alle Regeln wiedersehen, bringen sie Dinge ins Rollen, von denen sie bislang keine Ahnung hatten. Denn das, was ihr Leben ausmacht, ist in Wahrheit nur eine Fernsehshow. Und die ganze Welt sieht ihnen zu – schon seit Jahren.“
Dies ist der Klappentext, wie er auf der Rückseite des Buchs abgedruckt ist.
Im Web findet man jedoch auf der Verlagsseite folgenden Text:
„Jonata lebt mit ihrer Familie in der Mittelaltersiedlung Licentia. Smartphones, den Supermarkt um die Ecke, all das kennt sie nicht, ahnt noch nicht mal von deren Existenz. Und schon gar nicht weiß sie, dass „Licentia“ in Wahrheit eine Fernsehshow ist, und die ganze Welt ihr und den anderen Bewohnern Licentias zusieht – jeden Tag, schon seit Jahren. Erst, als sie auf Tristan trifft, einen Jungen aus dem verfeindeten Clan der Wolfsbanner, kommen die Lügen und Geheimnisse ihres Dorfs langsam ans Tageslicht, und Jonata wird für manche Dorfbewohner zu einer Bedrohung …“
Meinung:
Deana Zinßmeister ist Saarländerin und schon seit einiger Zeit geistert dieses Buch durch die regionalen Medien. Die Zusammenfassung der Story „Truman Show mit Mittelaltercharakter“ klang für mich interessant genug, um mir den Roman, obwohl er für junge Leser ab 12 Jahren gedacht ist, zu kaufen.
Leider aber ist dies wieder ein Fall, bei dem der Klappentext nicht hält, was er verspricht. Ich ging davon aus, dass der Aspekt der „Reality Show“ eine wesentlich größere Rolle in der Geschichte einnehmen würde. Doch dem ist nicht so.
Eigentlich verfolgen wir lediglich die beiden Teenager dabei, wie sie sich trotz widriger Umstände kennen- und lieben lernen und dabei auf einige Ungereimtheiten stoßen – die jedoch für die beiden Kinder nie aufgelöst werden!
Sie erfahren nichts von der Welt außerhalb ihrer Siedlungen, wissen nicht, dass zumindest Jonata auf Schritt und Tritt beobachtet wird und leben – SPOILER – glücklich und zufrieden in ihrer kleinen Welt und dürfen darauf hoffen, die beiden verfeindeten Dörfer eines Tages wieder zu vereinen.
Wieso wählte die Autorin dieses Setting, wenn es am Ende keinerlei Einfluß auf das Geschehen hat? Wieso bringt sie Drohnen ins Spiel, die nie zum Einsatz kommen? Wieso konstruiert sie eine Fernsehsendung um die Handlung herum, wenn wir kaum etwas darüber erfahren? Warum wird nicht aufgeklärt, wer Jonata aus dem Dorf haben wollte und welchen Zweck das haben sollte?
Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, dass zu viele unterschiedliche Ideen in einen Topf geworfen wurden. Keine kommt so richtig zum Zug, alle stören sich gegenseitig.
Sprachlich ist die Erzählung recht einfach gehalten, wirkt aber ein wenig hölzern. Allerdings dürfte das auch eher auf die jüngere Leserschaft zugeschnitten sein, zu der ich definitiv nicht mehr zähle.
Eine Kleinigkeit am Rande irritierte mich zudem noch ein wenig, wird aber den meisten Lesern vermutlich nicht auffallen: im Buch gibt es eine Figur, die „Martina Straten“ heißt. Martina Straten war eine langjährige Moderatorin bei „Radio Salü“ hier im Saarland.
Aus dem Nachwort der Autorin geht außerdem hervor, dass eine weitere real existierende Person einen Platz in der fiktiven Welt gefunden hat, die ich jedoch nicht kenne.
„Das Auge von Licentia“ hat mich als erwachsene Leserin leider gar nicht angesprochen. Vielleicht kommt es bei den Kids besser an.