Rezension: „The Power“ von Naomi Alderman

33871762 Titel: The Power
Autorin: Naomi Alderman
Verlag: Penguin
Übersetzung: Die Gabe

Klappentext:
Suddenly – tomorrow or the day after – teenage girls find that with a flick of their fingers, they can inflict agonizing pain and even death. With this single twist, the four lives at the heart of Naomi Alderman’s extraordinary, visceral novel are utterly transformed.

Meinung:
Schwierig, schwierig, schwierig – ich wollte dieses Buch mögen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das tue.

Naomi Alderman, die ich von der App „Zombies, Run!“, die sie mitentwickelt hat und für die sie die Story schreibt, kenne, hat in ihrer Dystopie eine sehr interessante Frage aufgeworfen: was passiert, wenn sich die Machtverhältnisse ändern und der Schwächere zum Stärkeren wird?

Sie betrachtet diese Situation aus vier unterschiedlichen Positionen: einem männlichen Reporter, einer religiösen Fanatikerin, einer Politikerin und der Tochter eines Gangsterbosses. Es sind Extreme, die sie hier beleuchtet und entsprechend stark sind auch die Entwicklungen der Protagonisten. Waren sie zuvor eher unscheinbar und unbedeutsam, so werden aus ihnen im Laufe der Zeit Schlüsselfiguren, die entweder das Geschehen anheizen oder ihm zum Opfer fallen.

Das war für mich noch nachvollziehbar.

Aber: wo sind die vernünftigen Stimmen in dieser Story? Wo sind die Frauen und Männer, die verantwortungsbewusst mit den neuen Machtverhältnissen umgehen? Wo sind die empathischen Menschen, die zur Vernunft aufrufen, die Mädchen, die kein Interesse an ihrer neuen Gabe haben?

Frauen werden zu Bestien, alle, und ich frage mich, ob es tatsächlich so laufen würde. Ich selbst bin ein friedliebender Mensch. Ich habe kein Interesse daran, andere zu dominieren, selbst dann nicht, wenn ich es rein körperlich könnte. Es ist nicht der richtige Weg für ein gutes Zusammenleben. Diese Stimmen fehlen in „The Power“ völlig.
So wie es heutzutage in einer relativ stabilen Gesellschaft Männer gibt, die ihre physische Überlegenheit nicht missbrauchen, so wird es auch in einer umgekehrten Situation Frauen geben, die sich nicht von ihrer neu gewonnenen Macht lenken lassen werden.
Anders sieht es vermutlich in Ländern aus, die derzeit die weibliche Bevölkerung eher wie Tiere behandeln.
Aber auch da frage ich mich: wird sich eine erwachsene Frau, die meint, aus religiöser Überzeugung so zu leben, wie sie es tut, sich wirklich großartig ändern? Religion ist ein starkes Motiv für Verhaltensweisen. Würden plötzlich all diese Frauen tatsächlich von ihrem Glauben abweichen und zu einer (militanten) Göttin statt an einem patriarchischen Gott beten? Ich weiß nicht…

„The Power“ ist sicherlich ein wichtiges und ein gutes Buch, das zeigt, dass Macht in allen Händen gefährlich ist, dennoch ist es mir persönlich zu einseitig. Ich hätte mir mehr Ethik, Moral, wasweißich in der Geschichte gewünscht. Aber letzten Endes ist das Geschmacksache.

Eine Antwort auf „Rezension: „The Power“ von Naomi Alderman

  1. Ich habe es nicht so empfunden, dass alle Frauen zu Biestern wurden, sondern eher so, dass über diese ja nicht berichtet wird. Die „Normalen“ gehen ja in Extremsituationen häufig unter, zumindest in der Berichterstattung. Für mich war das Buch vor allem wegen der Einbindung in eine Rahmenhandlung in der fernen Zukunft genial, so etwas liebe ich :-)

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