Die Montagsfrage #2 – Hörbücher

montagsfrage

Heute fragt Antonia: Ist Hörbuch-Hören für dich mit ’klassischem’ Lesen gleichzusetzen? Oder ist beides für dich grundverschieden?

Sind Hörbücher echte Bücher?

Letztens kam auf Twitter eine Diskussion auf, die ich sehr überflüssig fand. Jemand dort war der Meinung, dass Hörbücher nicht wie „echte“ Bücher zu zählen seien.

Diese Ansicht teile ich nicht. Hörbücher sind nichts anderes als vertonte Bücher und statt meiner eigenen Stimme im Kopf höre ich dort einfach nur eine fremde Stimme.

Entsprechend waren auch die Rückmeldungen auf diesen Post und ich frage mich im Nachhinein, ob dieser Beitrag nicht vielleicht anders gedacht war, nämlich..

Liefern Hörbücher das gleiche Leseerlebnis wie Bücher?

Da ist zunächst einmal der haptische Eindruck, den ein gedrucktes Buch oder auch ein eReader liefern: wir nehmen etwas in die Hand, blättern oder wischen, d.h. wir sind in gewisser Weise auch psychisch mit dem Inhalt verbunden und nehmen zumindest minimal aktiv daran teil. Das kann für einige Leser durchaus einen Unterschied machen, so auch für mich.

Blättern und wischen sorgen dafür, dass ich die Konzentration behalte. Bei einem Hörbuch verliere ich den Faden, wenn ich nebenbei nicht meine Hände beschäftige und zum Beispiel dabei etwas Kreatives mache oder Routineaufgaben. Ich benötige diese aktive Teilnahme, um mich über längere Zeit auf etwas Gesprochenes fokussieren zu können.

Durch die Wahl des Sprechers oder sogar mehrerer Sprecher und eventuell der Verwendung kurzer Musikstücke liefern Hörbücher zudem einen Mehrwert zum gedruckten Buch. Das kann positiv für den Leser sein, allerdings kann es genauso gut das Leseerlebnis trüben.

Ein Sprecher kann uns mit seiner Interpretation des Textes und der Figuren ein ganz anderes Bild der Geschichte zeichnen, als wir es vielleicht zuvor hatten.
Musik kann eine eigene Atmosphäre schaffen und die Welt aus einer anderen Perspektive erscheinen lassen.

Hörbücher und gedruckte Bücher lassen uns also die Handlung unterschiedlich erleben und können so auch zu einer unterschiedlichen Beurteilung des Buchs führen.
Ich hatte schon Bücher, die ich in gedruckter Form langweilig fand, die mich als Hörbuch aber sehr fasziniert haben – oder umgekehrt.

Ist das Hören grundverschieden vom Lesen?

Um Antonias Frage dann auch endlich zu beantworten: das Hören ist für mich nicht „grundverschieden“ vom klassischen Lesen, sondern vielmehr eine interessante Variation.

Wie seht ihr das?

8 Antworten auf „Die Montagsfrage #2 – Hörbücher

  1. Huhu!

    Hurra! Es ist immer eine echte Freude, jemanden zu treffen, der Hörbücher als gleichwertig ansieht. Seit ich aus gesundheitlichen Gründen oft gezwungen bin, auf Hörbücher auszuweichen, fühle ich mich geradezu ausgeschlossen und ausgegrenzt.

    Mein persönliches Fazit: Hörbuchhören und Lesen ist nicht das gleiche, aber dennoch gleichzusetzen.

    Bei Interesse findest du meinen Beitrag [ HIER ]

    LG,
    Mikka

    1. Naja, da nimmt halt jemand das Buch und liest es vor. Ich hab echt Probleme, da einen Unterschied zum Druckwerk zu sehen. Nur das Leseerlebnis ist etwas anders.

  2. Ich finde Hörbücher, gerade gut gemachte, auch eine wirkliche Bereicherung und in manchen Fällen sogar besser als das Buch.
    Ich halte es aber so, daß ich gehörte Hörbücher nicht als „gelesen“ bezeichne.
    Wenn mich jemand fragt, ob ich Garp gelesen habe würde ich mich unwohl fühlen zu sagen „Ja“, obwohl mir Rufus Beck die komplette Geschichte vorgelesen hat. 😅
    Keine Ahnung, warum ich da so streng unterscheide. 😉

    1. Komisch oder? Vielleicht, weil man das Gefühl hat, keine „Eigenleistung“ erbracht zu haben… aber ich führe die trotzdem bei Goodreads unter meinen „gelesenen Büchern“.

      1. Ja… Kann sein. Bei Garp weiß ich zum Beispiel noch ganz genau, daß ich ein 2000 Teile Puzzle nebenher gemacht habe.
        Vielleicht kommt es mir ein bisschen wie Schummeln vor, weil ich ja nicht zu 100% in dem Buch eintauche, sondern eben noch was nebenher mache.

  3. Huhu,
    diese Twitter-Diskussion ist völlig an mir vorbeigegangen. Obwohl ich Hörbücher für mich selbst irgendwie als Schummeln empfinde und sie deshalb nicht nutze, würde ich niemals auf die Idee kommen, zu urteilen, dass sie grundsätzlich nicht als Lektüre zählen. Das ist Quatsch. Nur weil ich mich nicht darauf einlassen kann und das Gefühl hätte, nicht die intensive Bindung zur Geschichte aufzubauen, die ich bei geschriebenen Büchern zustande bringe, heißt das ja noch lange nicht, dass es für andere Leser_innen auch so ist. Ich denke ebenfalls, die Frage, ob Hörbücher zählen, ist absolut überflüssig, weil die Wahrnehmung einer Geschichte immer individuell ist.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Viele liebe Grüße,
    Elli

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