Titel: Der Zorn der Gerechten
Autor: Neal Shusterman
Serie: Arc of a Scythe #2
Verlag: Fischer Sauerländer
Originaltitel: Thunderhead
Inhalt:
„Citra hat es geschafft.
Sie wurde auserwählt und als Scythe entscheidet sie jetzt, wer leben darf und wer sterben muss.
Doch als wenn das nicht schon schwer genug wäre, übernehmen skrupellose Scythe die Macht und stellen neue Regeln auf. Die wichtigste Regel lautet, dass es ab jetzt keine Regeln mehr gibt.
So beginnt Citras Kampf für Gerechtigkeit.
Ein Kampf, den sie nur gemeinsam gewinnen kann mit ihrer großen Liebe Rowan.“
Meine Meinung:
Nachdem ich bereits das erste Buch der Serie gelesen hatte und in in unserer Bibliothek zufällig über den zweiten Band stolperte, wollte ich nun doch wissen, wie sich die Geschichte um Citra und Rowan weiterentwicklen würde.
Zunächst einmal betreten wir die Welt, wie wir sie schon aus der ersten Geschichte kennen: es gibt die KI „Thunderhead“, die die Menschen beschützen soll, sie überwacht und Regeln erschaffen hat, an die sie sich selbst auch halten muss.
Dann sind da noch die Scythe, die darüber entscheiden, wer leben und wer wirklich sterben muss.
Scythe und KI dürfen keinerlei Kontakt zueinander haben, um die Entscheidungen eigenständig treffen zu können.
Klingt nach einem durchdachten System, doch schnell schon wird klar, dass es nicht perfekt ist. Zum einen hat Thunderhead als eine Art Experiment beschlossen, Teile der Umgebung seiner Dauerüberwachung zu entziehen. Es gibt also einige „dunkle Ecken“, in denen die Regeln gebrochen werden können.
Zum anderen ist auch die Gesellschaft der Scythe nicht perfekt, verstößt gegen ihre eigenen Grundsätze und spaltet sich mehr und mehr in zwei Teile, von denen einer die eigenen Interessen über die der Menschheit stellt.
Was anfangs wie eine nette Story für Jugendliche wirkt, entpuppt sich im Verlauf des Buches als eine sehr komplexe Erzählung, die immer wieder die Frage der Moral und des Gewissens aufwirft. Selbst die KI kann sich dem nicht entziehen und sucht nach Schlupflöchern in der Programmierung, um ihre Regeln umgehen zu können und die Scythe, die ihr viel bedeuten, zu schützen vermag.
Zwar beruft sie sich dabei stets auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen, doch sie scheint sich weiterzuentwickeln. Sie kämpft verstärkt gegen Empfindungen an, die sie so nicht verspüren sollte, weil sie nicht das Wohl aller betreffen.
Ich finde es interessant, dass in der Literatur vermehrt künstliche Intelligenzen auftauchen, die uns nicht unähnlichen sind und in ihrer selbständigen Weiterentwicklung Gefühle erleben.
Was werden diese Emotionen mit einer allwissenden Maschine machen? Werden sie die „Vernunft“ überwiegen oder wird sich am Ende doch die mathematische Seite durchsetzen können, die keine Rücksicht auf Emotionen nimmt?
In „Der Zorn der Gerechten“ erhalten wir darauf keine Antwort. Doch alles sieht danach aus, als würden wir im dritten Band, der noch nicht veröffentlicht wurde, mehr darüber erfahren. ich bin schon sehr gespannt.