„The Silence of the Girls“ von Pat Barker

37969723 Titel: The Silence of the Girls
Autorin: Pat Barker
Verlag: Doubleday Books

Inhalt:
The ancient city of Troy has withstood a decade under siege of the powerful Greek army, which continues to wage bloody war over a stolen woman—Helen. In the Greek camp, another woman—Briseis—watches and waits for the war’s outcome. She was queen of one of Troy’s neighboring kingdoms, until Achilles, Greece’s greatest warrior, sacked her city and murdered her husband and brothers. Briseis becomes Achilles’s concubine, a prize of battle, and must adjust quickly in order to survive a radically different life, as one of the many conquered women who serve the Greek army.
When Agamemnon, the brutal political leader of the Greek forces, demands Briseis for himself, she finds herself caught between the two most powerful of the Greeks. Achilles refuses to fight in protest, and the Greeks begin to lose ground to their Trojan opponents. Keenly observant and coolly unflinching about the daily horrors of war, Briseis finds herself in an unprecedented position, able to observe the two men driving the Greek army in what will become their final confrontation, deciding the fate not only of Briseis’s people but also of the ancient world at large.“

Meine Meinung:
„The Silence of the Girls“ steht dieses Jahr auf der Longlist des „Women’s Prize for Fiction“ und ist eine Neuerzählung der Ilias.

Wie Madeline Miller in „Circe“ hat sich Pat Barker für ihre Version der Geschichte eine weibliche Hauptfigur erwählt, werden Mythen und Sagen doch überwiegend aus der Sicht der glorreichen Männer erzählt. Doch wie ergeht es den Frauen eigentlich in diesen Erzählungen?
Diese Frage beleuchtet die Autorin anhand der Figur der Briseis, die Siegestrophäe der Kriegsmaschine Achilles und dessen neue Bettgespielin.

Gerade im Hinblick auf die #Metoo-Bewegung ist dies eine äußerst aktuelle Story – Frauen als Schmuckstücke erfolgreicher Männer.
Man hätte so viel daraus machen könne, aber mich hat die Umsetzung eher verärgert.

Briseis und ihren Leidensgenossinnen ist die Situation, durch die Hände der Sieger gereicht zu werden, nicht fremd. Die Wahl eines Ehemanns war von Anfang an stark eingeschränkt, die Kriege um Troja haben ihnen das letzte Stück Freiheit genommen.
Doch wehren sie sich? Versuchen sie, ihr Schicksal zu ändern?

Nope. Nö. Nein.

Die „Girls“ in diesem Buch schweigen, wie es bereits der Titel andeutet. Sie nehmen es völlig emotionslos und demütig hin, dass sie nur benutzt werden, dass man sich nicht für sie als Menschen interessiert und sie Vergewaltigungen über sich ergehen lassen müssen.
„Wenigstens ist es schnell vorbei“, kommentiert Briseis den nächtlichen Missbrauch durch Achilles…

Ja, es ist unumstritten, dass es auch heute noch Gesellschaften gibt, in denen Frauen keinerlei Rechte besitzen und Eigentum eines Mannes sind, dennoch haben sie Gefühle, Hoffnungen und Wünsche! Sie erleiden physische und seelische Schmerzen, auch wenn Gewalt zu ihrem Alltag gehört – kaum jemand kann so etwas auf Dauer ertragen, ohne nicht im Innern damit zu kämpfen.
Diese Seite vernachlässigt Barker in „The Silence of the Girls“ fast vollständig. Sind die Männer Kampfmaschinen so sind ihre Frauen Sexmaschinen – immer zur Verfügung, immer bereit und alles in allem ergeben und umgänglich.

Unglaublich, wie man als Autorin solche Frauenfiguren entwerfen kann und Mütter ihren jugendlichen Töchtern die Lektüre eines solchen Buches dringend ans Herz legen. Warum? Sollen sie lernen, die Klappe zu halten, wenn es ihnen mies ergeht? Sollen sie lernen, sich unterzuordnen, weil der Mann der Stärkere ist?

Es ist mir völlig schleierhaft, wieso dieses Buch momentan so gehyped wird. Es hat nichts Hilfreiches zur Debatte beizutragen. Gar nichts.

 

2 Antworten auf „„The Silence of the Girls“ von Pat Barker

  1. Ich denke gerade über die Frage nach, ob, und wenn ja, inwiefern ein – im weitesten Sinne – historisches Setting überhaupt geeignet ist, um moderne Frauenfiguren zu zeichnen!?

    Nehmen wir mal an, das Buch enthielte selbstbestimmte, sich wehrende Frauenfiguren, die versuchen, ihr Schicksal zu ändern, dann hätte ich als Leser der Autorin genau das vorgeworfen, weil diese Figuren mit den Frauen in der Antike wohl wenig gemein hätten.

    1. Ja, durchaus möglich, aber das hier wird oft als „feministisches Buch“ bezeichnet, was ich absolut nicht nachvollziehen kann.
      Aber selbst wenn es lediglich ein „akkurates Bild“ zeichnen wollte, dann fehlt es dennoch den Frauenfiguren hier sehr stark an Gefühlen, die sich sicherlich nicht so leicht abstellen lassen, auch nicht, wenn man den Alltag nur so kennt. Immerhin hat die Protagonistin auch Brüder verloren, denen sie hin und wieder etwas nachtrauert. Sie ist also zu Gefühlen fähig, zeigt sie aber viel zu selten, wenn es um ihr eigenes Schicksal geht.

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