Die heutige Montagsfrage kommt sehr passend, denn ich lese gerade ein Rezensionsexemplar, mit dem ich mich etwas schwer tue.
Antonia möchte wissen: Kann man Rezensionsexemplare objektiv beurteilen?
Zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass jede Meinung per se subjektiv ist. Es gibt keine objektive Betrachtungsweise. Man kann zwar in den Naturwissenschaften Daten sammeln und analysieren, aber dennoch ist die absolute Objektivität lediglich eine Idealvorstellung.
Antonia möchte jedoch vielmehr wissen, ob man ein Buch, das man kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt, eventuell anders beurteilt als eins, das man gekauft hat.
Es geht hier also gar nicht unbedingt um „Objektivität“ sondern um „Ehrlichkeit“.
Bin ich unehrlicher zu mir und anderen beim Lesen und Bewerten eines Rezensionsexemplars, wenn ich eventuell den Kontakt mit dem Verlag aufrechterhalten will oder die Autorin/den Autor sogar persönlich kenne?
Nun lese ich aktuell ein Rezensionsexemplar, das mir persönlich so gar nicht gefällt, weil ich den Schreibstil schrecklich finde. Wenn ich jedoch online recherchiere, sehe ich, dass diese Reihe eine große Anhängerschaft hat und die Bücher durchgehend 3.5 bis 4 Sterne erhalten.
In dieser Situation hinterfrage ich meine Einschätzung schon ein wenig. Bin ich eventuell die falsche Zielgruppe? Liegt es vielleicht an der Übersetzung? Bin ich zu „verwöhnt“, ein Büchersnob sozusagen?
Warum aber stelle ich mir die Frage insbesondere bei einem Buch, das ich zu Rezensionszwecken erhalten habe und nicht unbedingt bei gekauften Büchern? Hmmm…
Ich denke, ich sehe mich beim „Rezensieren zu Marketingzwecken für den Verlag“ in einer höheren Verantwortung als ich das als „private Leserin“ tue. Ich weiß, dass ich hier rezensieren *sollte*, während ich gekaufte Bücher für den Blog unter den Tisch fallen lassen kann, wenn sie mir nicht gefallen haben.
Ich hatte aber auch schon Kontakte zu Verlagen, weil ich Bücher nicht mochte, wurde aber gebeten, dennoch eine Rezension zu verfassen. Schlechte Werbung ist immer besser als keine Werbung, denn das Gehirn prägt sich höchstens Cover und AutorIn ein, weniger die einzelnen Rezensionen…
Für mich bedeutet das, ich schreibe natürlich eine Rezension, aber ich halte mit meiner Kritik nicht hinter dem Berg, versuche aber, möglichst sachlich und fundiert zu schreiben und werde darauf hinweisen, dass diese Reihe allgemein gut ankommt, ich also vielleicht nur die falsche Leserin dafür bin.
Schwieriger wird es für mich persönlich übrigens da, wo ich die Autorin/den Autor persönlich kenne.
Kenne ich jemanden nur über Onlinekontakte und sozusagen nur die „öffentliche Seite“, habe ich weniger Probleme damit, Kritik zu üben, als wenn ich jemanden näher kennengelernt habe. Hier bin ich dazu übergegangen, keine Rezensionsexemplare anzufordern oder anzunehmen.
Ich bin allgemein ein sehr ehrlicher Mensch und es würde mir ausgesprochen schwer fallen, etwas Negatives über etwas zu schreiben, an dem jemand, den ich mag, sehr lang gearbeitet hat. Ich würde aber auch nicht lügen wollen… ihr seht das Problem?
Um es kurz zu machen: ich bin beim Rezensieren von erhaltenen Büchern stets subjektiv, aber ehrlich und immer bemüht, meine Menung gut zu fundieren.
Wie seht ihr das?