Montagsfrage: Ein Buch ohne Autor

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Also, bis ich Antonias Frage las, verlief der Montag eigentlich recht gut. Dann begann er, kompliziert zu werden.

Sie möchte heute nämlich wissen: Wie wichtig ist der Autor eines Buches?

Meine erste Reaktion war: „Hä, ich verstehe die Frage nicht. Könnten Sie die bitte wiederholen?“

Antonia legt das Ganze etwas ausführlicher dar, aber wenn ich ehrlich bin, erschließt sich mir der Kern der Sache dennoch nicht so ganz.
Für mich war eigentlich immer klar: Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch ist…
Ich versuche, zwischen den Seiten der Cover die Geschichte zu verstehen, selten befasse ich mich damit, die Autorin/den Autor als Person darin zu finden. Und noch viel seltener lese ich ihre/seine Anmerkungen zu dieser Geschichte irgendwo in den sozialen Netzen. Interessiert mich nicht. Mich interessiert in erster Linie genau *diese* Geschichte in genau *dieser* Version, wie ich sie gerade vor mir habe.

Die Autorin/der Autor mag sicher ein netter Mensch sein und mich vielleicht durchaus inspirieren, aber was sie/er beim Schreiben dachte, welche Ideen nicht umgesetzt wurden, welche Eindrücke mitspielten…. mir schnuppe, was zählt für mich ist, was gedruckt (oder gepixelt) wurde.

Andererseits hat natürlich jeder, der schreibt, seinen eigenen „Fußabdruck“, sprich es ist mir schon wichtig, ob eine Geschichte von beispielsweise Sir Arthur Conan Doyle oder Anthony Horowitz geschrieben wurde. Auch wenn letzterer dazu beauftragt wurde, einen neuen Sherlock-Holmes-Roman zu schreiben, so fällt das für mich nur unter „Fanfiction“. Doyle hat die Figur erfunden, ihr die Persönlichkeit verlieren und nur der echte Sherlock ist für mich der wahre Sherlock und Horowitz ist nicht Doyle. Man liest als Fan den Unterschied zwischen beiden Autoren deutlich heraus.

Aber irgendwie widerspreche ich mich da auch ein klein wenig selbst, das ist mir bewusst.

Und dann gibt es ja auch noch James Patterson, der sich nur um die Grundstruktur kümmert und alles weitere seinen Co-Autoren überlässt, der also eher eine Marke geschaffen hat, als einen eigenen Fußabdruck zu hinterlassen.

Oder Elizabth Gilbert, die in ihrem Buch „Big Magic“ sagt, dass die Ideen sich ihren Schreiberling suchen und wenn sie/er keine Zeit hat oder sie ablehnt, sich eben einen anderen auserwählen, um geschrieben zu werden.

Also, meine Antwort auf Antonias Frage heute lautet: weiß ich nicht, das ist mir zu kompliziert :-)

7 Antworten auf „Montagsfrage: Ein Buch ohne Autor

  1. Ich fühle mich bemüßigt, an dieser Stelle kundzutun, dass ich die Vorgehensweise des Herrn Patterson des „schreiben lassen“ irgendwo zwischen verwerflich und widerlich finde. Zumindest dann, wenn am Ende vorne auf dem Buch sein Name steht.

    1. Hm, ich habe dazu eigentlich keine Meinung, ich mag die Geschichten von ihm/seinem Team prinzipiell nicht ;-)

  2. Hey Sonja,

    eine gesunde Einstellung, sich für die Äußerungen von Autor_innen auf sozialen Netzwerken nicht zu interessieren. Wer im Nachhinein meint, Interpretationen und Wahrnehmungen der Leser_innen durch sowas immer noch kontrollieren zu müssen, hat ein Abgrenzungsproblem.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Viele liebe Grüße,
    Elli

    1. Interpretation ist ja so ein generelles Problem: ich als Optimistin hab in der Schule die düstersten Kurgeschichten noch einigermaßen positiv interpretieren können, was mir aber als „fehlerhaft“ angestrichen wurde. Jeder Leser kommt mit seinen eigenen Erfahrungen, meiner Meinung nach gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“ beim Interpretieren, selbst dann nicht, wenn die Autorin/der Autor es anders beabsichtigt hatte. Dann muss man sich eben klarer ausdrücken, um es besser rüberzubringen.

  3. Ich kann deine Antwort unterschreiben – mich interessiert, was zwischen den Deckeln eines Buches steht. Der Rest ist mir relativ egal. Ich folge Autoren nicht auf FB und in anderen Netzwerken.

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