Hot Topic September: Lyrik lebt (Teil III)

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Je weiter ich das Thema „Lyrik“ recherchiere, umso faszinierender wird es für mich. Ich hoffe, ich konnte euch im ersten und zweiten Teil diese Faszination schon ein wenig näher bringen.

Im heutigen dritten Teil komme ich auf ein heiß diskutiertes Phänomen zu sprechen…

Instapoetry

„Instapoetry“ nennt man Gedichte, die auf der werbefinanzierten Plattform von Facebook von dortigen Nutzern, den „Instapoets“, veröffentlicht werden.

Für und Wider

Über den entsprechenden Hashtag #instapoetry findet man eine Vielzahl solcher Werke, die ganz nach dem Motto „Ist das Kunst oder kann das weg?“ diskutiert werden:

Es seien kitschige Postersprüche, sagen die einen.
Es sei ernstzunehmende moderne Lyrik, sagen die anderen.
Es seien Verse geschmiedet für Likes und Follower, sagen die einen.
Es sei eine Revolution der Poesie vorbei am klassischen Literaturbetrieb, sagen die anderen.

Fakt ist: Instapoetry hat einige große „Stars“ hervorgebracht, die mittlerweile ihre Gedichte auch gedruckt verbreiten und deren Lesungen bis auf den letzten Platz ausverkauft sind.

Fakt ist ebenfalls: diese Menschen haben der Poesie einen neuen Auftrieb gegeben, sie erreichen die breite Masse, die zum Teil sehr jung ist, mit ihren Instagramposts und machen sie neugierig auf das Lesen und Schreiben von Gedichten.

Eine Dokumentation

Ich bin zum ersten Mal über die kanadische YouTuberin Ariel Bissett auf Instapoetry aufmerksam geworden. Sie hat unter dem Titel „#poetry“ für ihre Masterarbeit eine (englischsprachige) Dokumentation über Instapoets gedreht, die wirklich sehenswert ist:

Bücher von Instapoets

Man benötigt nicht zwingend ein Instagramkonto, um in den Genuss von Instapoesie zu kommen.

Heute stelle ich euch zwei Bücher von bekannten Instapoets vor.

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„Love.Her.Wild“ von ATTICUS

ist das Pseudonym eines in Kanada geborenen Künstlers, der nicht gern viel Privates von sich veröffentlicht, der aber mittlerweile über eine Million Fans auf Instagram hat.

In seinem Buch stellt er Betrachtungen über die Liebe an.

„Sie war komisch,
die Liebe
zwischen ihr und mir,
zu wild, um zu überdauern,
zu außergewöhnlich, um zu erlöschen.“

Er erforscht die Alltagsmomente, die kleinen Liebesbeweise, die Schwierigkeiten, die sie mit sich bringen.

„Love.Her.Wild“ ist ein Buch besonders für frisch Verliebte, das auch männliche Leser vom Charme der Lyrik überzeugen kann.

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„Die Blüten der Sonne“ von Rupi Kaur

ist eine indisch-kanadische Instapoetin, die mit ihren Werken sich und anderen die Chance geben will, innere Stärke zu finden.

In „Die Blüten der Sonne“ nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Sie behandelt Tabuthemen wie Missbrauch und Selbsthass mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie alltägliche Situationen.

„ja
es ist möglich
jemanden gleichzeitig
zu lieben und zu hassen
genau das tue ich mir selbst an
jeden tag“

Ihr Buch hat mich stellenweise tief berührt und verstört. Es ist keine leichte Kost, bietet aber einen tiefen und ehrlichen Einblick in die menschliche Seele.

Weitere Instapoets

Neben Atticus und Rupi Kaur gibt es eine Vielzahl  weiterer folgenswerter InstadichterInnen:


Instapoetry kann natürlich nur solang existieren, wie es den Onlineanbieter „Instagram“ gibt, doch es wird sich zeigen, ob sie dauerhaft ihre Spuren hinterlässt oder nur ein vorübergehendes Phänomen der Social-Media-Zeit ist.

Was haltet ihr von Instapoetry?

6 Antworten auf „Hot Topic September: Lyrik lebt (Teil III)

  1. Ich mag Lyrik sehr – tatsächlich wusste ich aber bis gerade nicht, das es so etwas auf Instagram gibt, sogar mit einem eigenen Namen. Spannend – das werde ich mir mal näher anschauen.

  2. gefallen mir auch beide, die vorgestellten poeten und ich habe auch beide bücher gekauft (und das erste von rupi kaur auch).
    und nun werde ich mal deinen empfehlungen nachgehen. danke dafür.
    ach so, über atticus ist inzwischen doch einiges bekannt. soweit ich es erinnere, ist es ein schauspieler. den namen weiß ich gerade nicht.

    1. Oh, ich bin da nicht auf dem Laufenden, danke. Hab allerdings auch vor einiger Zeit meinen Instagramaccount aufgegeben.

      1. Dann hab ich es bei der Recherche nicht entdeckt :-) Aber in erster Linie ging es mir auch um seine Gedichte und das Buch ist wirklich gut geworden. Ich werde mir auch noch eins im englischen Original kaufen.

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