„Der Bücherdrache“ von Walter Moers

42769910Titel: Der Bücherdrache
Autor: Walter Moers
Verlag: Penguin Verlag

Inhalt:
In den Katakomben von Buchhaim erzählt man sich eine alte Geschichte. Sie handelt vom sprachmächtigen Drachen Nathaviel, den kein Buchling je gesehen hat. Angeblich besteht er aus lauter Büchern, die von der mysteriösen Kraft des Orms durchströmt sind. Die Legende sagt, der Bücherdrache sei die Belesenheit selbst und habe auf jede Frage die richtige Antwort.
Der kleine Buchling Hildegunst Zwei, benannt nach dem zamonischen Großschriftstellers Hildegunst von Mythenmetz, macht sich eines Tages auf den Weg in den Ormsumpf, wo der Drache hausen soll. Für diese Mutprobe muss er zum ersten Mal seine geliebte Heimat, die Lederne Grotte, verlassen. Er wagt sich in Bereiche der Katakomben, in denen es von Gefahren wie den heimtückischen Bücherjägern nur so wimmelt. Und er ahnt nicht, dass die größte Gefahr, die ihm droht, vom Bücherdrachen selber ausgehen wird.

Meine Meinung:
Nachdem ich so enttäuscht war von „Prinzessin Insomnia“ freute ich mich, endlich wieder ein „richtiges“ Zamonienbuch in den Händen zu halten.

Die Aufmachung ist toll: ein liebevoll gestaltetes Hardcover mit Lesebändchen und richtig tollen Illustrationen des Autors.

Aber mehr Positives gab’s dann auch nicht mehr…

Es ist eine nette kleine Geschichte, wie immer stilistisch gelungen, aber außer „Buchling trifft Bücherdrachen“ gibt es nix zu erzählen. Die beiden Rahmenhandlungen, die diese Erzählung umschließen, sind völlig überflüssig und tragen nichts zum eigentlichen Geschehen bei.

Moers gelingt es einfach nicht mehr, an seinen großen Erfolg von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ anzuknüpfen, schreibt seinen Fans zuliebe aber weiterhin Stories, die versuchen, irgendwas mit Zamonien zu tun zu haben, aber den Charme der ersten Geschichte vermissen lassen.

Für mich war das definitiv das letzte Buch von Walter Moers, das ich gelesen habe. Ich habe mein Vertrauen in seine Erzählkunst nun wirklich verloren.

Serie und Buch: „Midnight, Texas“ – ein Vergleich

Seit dem 31. Januar 2019 wird auf dem Pay-TV-Sender SYFY die Serie „Midnight, Texas“ zum ersten Mal auch in Deutschland ausgestrahlt, von der im amerikanischen Fernsehen bereits zwei Staffeln gezeigt wurden.

Die Geschichte basiert auf den Büchern von Charlaine Harris, die auch die Vorlage zu „True Blood“ geliefert hatte und auf Deutsch im Heyne Verlag erschienen sind

Mir wurde freundlicherweise vom Verlag ermöglicht, die ersten beiden Folgen der Serie mit dem erst Buch zu vergleichen.

Film vs. Buch – Der Anfang

Der Pilotfilm begann ein wenig ungewöhnlich. Wir begegnen sofort dem Protagonisten Manfred, erfahren ein Bruchstück aus seinem Leben und können die Motive für seinen hastigen Aufbruch nach Midnight erahnen, währen wir uns im Buch unmittelbar im Ort befinden.
Wer ohne jegliche Kenntnisse in die Sendung einsteigt, erfährt so jedoch in den ersten Minuten, dass es hier viele übernatürlichen Phänomene geben wird, das Genre wird sozusagen festgelegt.

Überhaupt ist die erste Folge ein wenig verwirrend für mich gewesen. Die Charaktere werden – im Gegensatz zur gedruckten Version – in sehr kurzer Zeit vorgestellt und das gesamte Intro umfasst grob die ersten 100 Seiten des Romans.
Ich fragte mich mehrfach, wie man so aus dem ersten Band eine ganze Staffel drehen konnte, wenn das Geschehen so sehr gestrafft wurde.

Da ich beim Schauen stets das Buch im Hinterkopf hatte und auch darin blätterte, um mich zurecht zu finden, fiel es mir wirklich schwer, mich auf die filmische Erzählung einzulassen

Die Schauspieler

Da waren zunächst die Schauspieler, die mich ablenkten, weil sie in meinem Kopf völlig anders ausgesehen hatten. Insbesondere Lemuel passt so gar nicht zur Beschreibung aus dem Buch. Sie wirkten alle ein wenig zu perfekt, zu gestylt, fast schon ein wenig langweilig.

Aber ich hatte zu schnell über sie geurteilt, denn in der zweiten Folge begann die Charakterentwicklung und es kristallisierten sich Stärken und Besonderheiten der einzelnen Figuren heraus und nach und nach musste ich zugeben, dass die Besetzung recht gut gelungen ist, auch wenn sie von meiner Phantasie abweicht.

Sehr gefallen haben mir Lemuel, Olivia und Fiji, ein wenig blass Creek und Bobo. Gerade Bobo tritt im Buch viel stärker in Erscheinung als in den ersten beiden Folgen der Serie.

Das Übernatürliche

Es wurde rasch klar, dass die Verfilmung einen Schwerpunkt auf das Übernatürliche legt, das Charlaine Harris eher subtil eingesetzt hat in ihrer Geschichte.
Die Folgen waren durchdrungen von Geistern, Dämonen und anderen paranormalen Erscheinungen, die hier sozusagen den Antagonisten bilden, was man im Buch auf diese Weise nicht findet.

Dabei waren die Szenen teilweise so stark überzogen, dass sie eher albern wirkten, was aber durchaus Absicht sein könnte. Ich bin daraus während der ersten beiden Folgen nicht so recht schlau geworden. Sollte es witzig wirken oder war es einfach nur schlecht gemacht?

Doch da diese andere Dimension in eigener Bestandteil in der Serie ist und es zum Spannungsbogen dazugehört, fand ich es insgesamt hier stimmig und interessant.

Die eigentliche Story

Die Autorin erzählt im ersten Band von einem Kriminalfall, in dem das Schicksal der einzelnen Figuren mehr oder weniger verwoben wird und in dem die Gemeinschaft der Bewohner von Midnight im Vordergrund steht.

Dass der Zusammenhalt auch in der Serie eine große Rolle spielen wird, merkt man bereits früh, doch der Mord tritt zugunsten der Tatsache, dass das Böse diesen Ort durchdringt und in die Welt einzubrechen droht, stark in den Hintergrund.

Man kann sagen, dass sich die Serie grob an den Büchern orientiert, es gibt viele Elemente, die man wiederfindet, aber ansonsten eine ganz eigene Story mit einer eigenen Dynamik entwickelt.

Mein Fazit

War ich beim Pilotfilm noch sehr skeptisch, was die Umsetzung des Buches betraf, so muss ich sagen, dass die zweite Folge mich ziemlich fasziniert hat, auch wenn sie sich vom Text entfernt oder ihn vielmehr anreichert.
Es sind noch genug bekannte Dinge enthalten, um die „Handschrift“ der Autorin zu erkennen, doch auch ausreichend fremde Erscheinungen, um mich auf den weiteren Verlauf neugierig zu machen.

Wer weitere Hintergrundinformationen zur Serie sucht und sich ein besseres Bild verschaffen möchte, sollte einen Blick in die IMdB werfen, wo „Midnight, Texas“ bei über 10.000 Bewertungen immerhin 7,5 von möglichen 10 Sternen bekommen hat.

Ich finde die filmische Umsetzung zwar nicht überragend, aber interessant genug, um sie mir weiter anzuschauen und auch Band 2 und 3 der Bücher noch zu lesen.

„Prophet der sechs Provinzen“ von Robin Hobb

40379474 Titel: Prophet der sechs Provinzen
Autorin: Robin Hobb
Serie: Das Erbe der Weitseher #2
Verlag: Penhaligon
Originaltitel: The Golden Fool
Übersetzung: Eva Bauche-Eppers

Inhalt:
„Fitz Weitseher hat Prinz Pflichtgetreu befreit und ist mit ihm nach Bocksburg zurückgekehrt. Nun steht der Heirat des Prinzen mit Prinzessin Elliania von den Roten Korsaren scheinbar nichts mehr im Weg. Doch die Anspannung im Volk der Sechs Provinzen und der Widerstand der Adligen wächst stetig, und selbst Bocksburg ist nicht mehr sicher. Widerstrebend willigt Fitz ein, den Prinzen zu beschützen und ihn in der Gabe zu unterrichten. Da trifft er auf einen Anwender dieser magischen Fähigkeit, der sie weit effektiver als er selbst einzusetzen vermag; von dem niemand wusste – und der Haus Weitseher zu Grunde richten könnte …“

Meine Meinung:
Dies ist das zweite Buch der zweiten Trilogie von Robin Hobb rund um die Weitseher, das ich gelesen habe und meine Begeisterung für diese Reihe ist weiterhin ungebrochen.

Fitz, der Protagonist, hat sich zurückgezogen aus der Gesellschaft und sich ein beschauliches Leben aufgebaut – bis er erneut von seiner Vergangenheit eingeholt wird und schneller als er denkt, wieder inmitten der politischen Probleme seiner königlichen Familie steckt.
Er scheint sich seinem Schicksal nicht entziehen zu können, doch dieses Mal versinkt er nicht in Selbstmitleid wie im ersten Band, sondern er beginnt, sein Handeln zu reflektieren, Vergleiche zu ziehen und sich Fehler einzugestehen.

Ja, die Entwicklung der Geschichte und auch die der Figuren geht nur sehr langsam voran und es gibt Szenen, die sich zunächst nicht einordnen lassen, durch die man sich ein wenig quälen muss, die aber später ihren Platz im Gesamtbild finden. Doch die mangelnde Spannung wird ausgeglichen durch die Tiefe der Hauptfiguren, die immer wieder neue Seiten offenbaren, immer wieder zu überraschen vermögen.

Robin Hobb hat mir mit den Chroniken der Weitseherfamilie eine „Leseheimat“ geschenkt: sobald ich mich auf sie einlasse, versinke ich darin und vergesse tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben Raum und Zeit um mich herum beim Lesen.

Jetzt bleibt mir nur noch ein Band aus dieser Serie, was mich ein wenig in Panik versetzt. Aber nichts hindert mich daran, irgendwann noch einmal ganz von vorn zu beginnen.

Absolute Leseempfehlung!

 

„Otherworld“ von Jason Segel, Kirsten Miller

28238589Titel: Otherworld
Autoren: Jason Segel, Kirsten Miller
Serie: Last Reality #1
Verlag: Delacorte Press

Inhalt:
„The company says Otherworld is amazing — like nothing you’ve ever seen before. They say it’s addictive — that you’ll want to stay forever. They promise Otherworld will make all your dreams come true.
Simon thought Otherworld was a game. Turns out he knew nothing. Otherworld is the next phase of reality. It’s everything you’ve ever wanted.
And it’s about to change humanity forever.
Welcome to the Otherworld. No one could have seen it coming.“

Meine Meinung:
Ich bin eher zufällig über diesen Titel gestolpert und da mich alles interessiert, was Realität und Fantasie vermischt, war ich auf diese Geschichte sehr gespannt, zumal gerade der Folgeband erschienen ist.

Der Einstieg fiel mir ehrlich gesagt ein wenig schwer. Alles las sich ein wenig ungelenk: jetzt sind wir hier, jetzt machen wir das, da ist der, nun gehen wir dorthin,…
Aber da ich das Buch überwiegend vor dem Schlafen las und ohnehin nicht mehr viel Energie für Anspruchvolleres hatte, blieb ich darin hängen.

Je weiter ich mich durch die Erzählung bewegte, umso besser fand ich sie.
Das lag nicht unbedingt an den Charakteren, die eher flach sind und sich etwas vorhersehbar verhalten. Doch die Welt als solche ist recht gut gelungen und die Überschneidung mit der Realität wurde spannender als anfangs angenommen.

„Otherworld“ mag kein herausragendes Werk sein, beinhaltet aber einige interessante Ideen und ein facettenreiches Worldbuilding.
Ich habe bereits mit Band 2 begonnen, weil mich die Story gut unterhalten hat.

„Every Heart a Doorway“ von Seanan McGuire

25526296 Titel: Every Heart a Doorway
Autorin: Seanan McGuire
Serie: Wayward Children #1
Verlag: Tor
Übersetzung: Der Atem einer anderen Welt (Fischer Tor)

Inhalt:
„Children have always disappeared under the right conditions; slipping through the shadows under a bed or at the back of a wardrobe, tumbling down rabbit holes and into old wells, and emerging somewhere… else.
But magical lands have little need for used-up miracle children.
Nancy tumbled once, but now she’s back. The things she’s experienced… they change a person. The children under Miss West’s care understand all too well. And each of them is seeking a way back to their own fantasy world.
But Nancy’s arrival marks a change at the Home. There’s a darkness just around each corner, and when tragedy strikes, it’s up to Nancy and her new-found schoolmates to get to the heart of the matter.
No matter the cost.“

Meine Meinung:
Dieses erste Buch aus der Wayward-Children-Serie hat so einige Auszeichnungen gewonnen wie beispielsweise den Hugo Award für die beste Novelle in 2017 und findet immer wieder auf Fantasyseiten Erwähnung, was mich dann doch irgendwann neugierig werden ließ.

Es beginnt relativ vielversprechend: ein Heim für Kinder, die für einige Zeit in einer anderen Welt gelandet waren, aus zahlreichen Gründen wieder ausgestoßen wurden und wieder in ein normales Leben finden sollen – eine ungewöhnliche Idee und ein interessantes Konzept.

Doch leider verpasst es die Autorin, aus diesem Konzept eine wirklich fesselnde Geschichte zu machen.

Die paar wenigen Charaktere, die wir kennenlernen, sind zwar skurril, aber da es keine Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Schülern gibt, lässt es sich schwer einschätzen, ob sie in diesem Heim „besonders“ sind oder sich wie all die anderen verhalten und nur beispielhaft hervorgehoben wurden.
Wir erfahren auch nur sehr wenig über ihre Hintergründe und ihr Innenleben. Sie bleiben ziemlich eindimensional wenig unterscheidbar.

Nun gibt es zwar einen Hauptplot, der sich um mysteriöse und bedrohliche Ereignisse dreht, aber all das wirkt ein wenig aufgesetzt, um der eigentlichen Idee eine Geschichte hinzuzufügen. Es passt einfach nicht recht zusammen, will man doch als Leser eigentlich mehr über die phantastischen Welten erfahren.

170 Seiten sind definitiv zu wenig für diese Story. Hätte die Autorin ihrer Erzählung hier und da etwas mehr Tiefgang verpasst und sich mehr Zeit dafür genommen, hätte das ein richtig gutes Buch werden können.
So ist es zwar recht kurzweilig, aber ich denke nicht, dass ich die weiteren Novellen aus dieser Reihe lesen werde.

„Wundersmith: The Calling of Morrigan Crow“ von Jessica Townsend

36260006Titel: Wundersmith: The Calling of Morrigan Crow
Autorin: Jessica Townsend
Serie: Nevermoor #2
Verlag: Lothian Children’s Books
Übersetzung: Das Geheimnis des Wunderschmieds (erscheint am 18.3.2019 bei Dressler)

Inhalt:
„Morrigan Crow has been invited to join the prestigious Wundrous Society, a place that promised her friendship, protection and belonging for life. She’s hoping for an education full of wunder, imagination and discovery – but all the Society want to teach her is how evil Wundersmiths are. And someone is blackmailing Morrigan’s unit, turning her last few loyal friends against her. Has Morrigan escaped from being the cursed child of Wintersea only to become the most hated figure in Nevermoor?

Worst of all, people have started to go missing. The fantastical city of Nevermoor, once a place of magic and safety, is now riddled with fear and suspicion…

Meinung:
„Wundersmith“ ist das zweite Buch aus der Serie „Nevermoor“, eine Geschichte für Kinder zwischen 9 und 11 Jahren, die aber auch von vielen Erwachsenen sehr gemocht wird.
Auch mich hatte der erste Band bereits so weit überzeugt, dass ich mich auf die Fortsetzung schon sehr gefreut hatte.

„Nevermoor“ ist eine Welt, in die man sich fallenlassen kann. Sie ist bizarr, außergewöhnlich, steckt voller Geheimnisse und Überraschungen.  Mir hat es großen Spaß gemacht, diese Umgebung gemeinsam mit der Protagonistin zu erkunden.

War der Serienauftakt für meinen Geschmack etwas zu „zuckersüß“, so lernen wir hier nun die eher dunklen Seite Nevermoors und seiner Bewohner kennen. Morrigan lernt so einiges über ihr Umfeld, aber auch über sich selbst, ihre Schwächen und Stärken und sieht sich erneut im Zentrum von Misstrauen und Zweifel.

Aber es wäre kein Kinderbuch, würde am Ende nicht alles gut ausgehen – allerdings nicht unbedingt, wie man es als LeserIn erwartet hatte.

Ein leichtes, unterhaltsames Buch, das einen in eine magische Welt entführt und den Alltag für einige Stunden vergessen lässt.
Ich hoffe, es folgen noch ein paar Bände.