Rezension: „The Hate U Give“ von Angie Thomas

34530151.jpg Titel:
Autorin: Angie Thomas
Verlag: Walker Books
Übersetzung: The Hate U Give (cbt)

„That’s the problem. We let people say stuff, and they say it so much that it becomes okay to them and normal for us.“

Klappentext:
„Sixteen-year-old Starr lives in two worlds: the poor neighbourhood where she was born and raised and her posh high school in the suburbs. The uneasy balance between them is shattered when Starr is the only witness to the fatal shooting of her unarmed best friend, Khalil, by a police officer. Now what Starr says could destroy her community. It could also get her killed.“

Meinung: 
Bereits mehrfach habe ich meine Rezension begonnen und wieder verworfen. Wie schreibe ich über eine Buch, das mich so sehr berührt und aufgewühlt hat? Wo fange ich an? Was möchte ich zur Sprache bringen?

„The Hate U Give“ ist keine einfache Geschichte. Sie erzählt vom Alltag einer „Ghettofamilie“, davon was es heißt, als Schwarze unter Schwarzen und unter Weißen zu leben, von ganz normalen Teenagersorgen, aber auch den bedrohlichen Situationen, den Banden, den Schüssen, der Gewalt.

Immer wieder versucht die junge Starr so etwas wie „Normalität“ zu leben, doch da sind so viele Dinge, die sich nicht „normal“ anfühlen: sie ist Teil einer Patchworkfamilie, ihr Vater ist ein ehemaliger Drogendealer, ihr Onkel ist Polizist, sie leben in einer nicht ungefährlichen Nachbarschaft, sie besucht eine „weiße Privatschule“, hat einen weißen Freund und musste schon mit 16 Jahren den gewaltsamen Tod zweier Menschen, die sie liebte, mitansehen.

So sehr sie auch versucht, sich sicher in beiden Welten zu bewegen, so stark wird sie hineingezogen in das, was schon lange vor ihrer Zeit begann und eine Eigendynamik entwickelt hat. Plötzlich wird sie zum Zentrum einer Bewegung, die ihr bislang unbekannt war, der sie aus dem Weg gegangen ist. Sie wollte eine unauffällige Teenagerin sein, ein ganz „normales weißes Leben“ führen, doch dann steht sie wegen ihrer Hautfarbe im Mittelpunkt. Sie muss sich damit auseinandersetzen, nicht so zu sein wie alle um sie herum.

Für mich ist Starr während des Lesens zu einer realen Person geworden. Ich verstehe ihre innere Zerissenheit, ihre Sorgen und auch die Wut, die in ihr erwacht, als sie merkt, dass es so etwas wie „Gerechtigkeit“ oder „Normalität“ nicht gibt. Doch sie lernt auch, dass jeder etwas dazu beitragen kann, Dinge zu verändern und dass es darauf ankommt, einander so zu akzeptieren, wie man ist.

Dies hätte sehr leicht eine moralische Erzählung werden können, aber der Autorin ist es gelungen, nichts zu überzeichnen, herunterzuspielen oder zu beschönigen. Am Ende lautet die Erkenntnis: „So einfach ist das alles nicht“ und dafür bin ich Angie Thomas sehr dankbar. Sie zeigt, dass es kein „Allheilmittel“ gegen Rassismus jeglicher Art gibt. Es gibt nur uns und unser Verhalten als Beispiel für einen respektvollen Umgang mit Andersartigkeit.

Es wurde schon oft geschrieben und ich schließe mich da an: „The Hate U Give“ sollte verpflichtende Schullektüre für alle Heranwachsenden werden.

Absolute Leseempfehlung!

 

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