Rezension: „Circe“ von Madeline Miller (Spoiler)

37134404.jpg Titel: Circe
Autorin: Madeline Miller
Verlag: Bloomsbury

Inhalt:
„In the house of Helios, god of the sun and mightiest of the Titans, a daughter is born. But Circe has neither the look nor the voice of divinity, and is scorned and rejected by her kin. Increasingly isolated, she turns to mortals for companionship, leading her to discover a power forbidden to the gods: witchcraft.“

Rezension:

Circe bzw. Kirke ist keine unbekannte Figur:

„In der Odyssee wird Kirke von Homer als theá, also als Göttin, bezeichnet. Sie lebt mit einigen Dienerinnen auf der mit Eichen und anderen Bäumen bewachsenen Insel Aiaia (übers.: „Klagen“, von dem Wehruf der Seelen im Hades αἴ αἴ abgeleitet[1]). In einer Waldlichtung bewohnt Kirke eine Villa, wo sie an einem von Göttern geschaffenen Webstuhl sitzt. Besucher der Insel verwandelt sie in Tiere, so dass dort in einem Gehege um Kirkes Häuser unter anderem zahme Löwen und Wölfe leben, die Neuankömmlinge umschmeicheln – und damit selbst schon einen Hinweis auf die Gefährlichkeit der Verführungskünste Kirkes geben.“ (Wikipedia)

Ich mag Retellings und war gespannt, was die Autorin aus dieser Sage gemacht hat.

Nicht viel.

Kirke ist das Wesen, das Miller gewählt hat, um uns aus ihrer Sicht von den griechischen Göttern und Helden zu erzählen. Sie bringt alles was Rang und Namen hat in die Story, nun ja, zumindest einen Großteil: Zeus, Athene, Minos, Pasiphae, Minotauros, Hermes, Skylla, natürlich  Odysseus, Telegonos und sogar Daidalos und Ikaros.

Und während die Großen der Geschichte ihre wilden Intrigen spinnen, sitzt Kirke auf ihrer einsamen Insel im Exil, denkt sich neue Zauber aus, verwandelt den ein oder anderen Seemann in Schweine, webt, zähmt Tiere und lässt sich von sämtlichen Göttern und Nichtgöttern herumschubsen – bis zum Ende.

Ich habe mich dauernd gefragt, wie die Autorin auf die Idee kam, eine eher unbedeutendere Sagengestalt zu wählen und diese Protagonistin genauso schwach und jammervoll zu belassen, wie sie zu Beginn von ihrem eigenen Vater bezeichnet wird. Die einzige Entwicklung, die Kirke in diesem Buch macht ist die, sich mit ihrem Schicksal abzufinden und in diesem gesteckten Rahmen ihr Leben zu Leben.

Damit bleibt Miller zwar relativ nah an der Originalerzählung, aber mich hat es beim Lesen sehr geärgert, dass sie kaum einen eigenen Twist eingebracht hat. Ja, wir erfahren sehr viel über das Innenleben der Hauptfigur, aber das ist so mitleiderregend, dass ich mich ab der Hälfte des Buches regelrecht auf jeden Bösewicht, der die Insel betrat, gefreut habe…

„Circe“ ist nichts anderes als ein qualvoller Schnelldurchlauf durch die griechische Mythologie für Anfänger. Wer noch gar nichts oder nur sehr wenig darüber weiß und sich zu alt für – die deutlich besseren – Geschichten von Rick Riordan fühlt, dem mag dieses Buch gefallen.
Ich konnte dieser Antiheldin leider so gar nichts abgewinnen.

5 Antworten auf „Rezension: „Circe“ von Madeline Miller (Spoiler)

  1. Circe war nicht unbedeutend. Sie hielt Odysseus monatelang gefangen, „bezirzte“ ihn immer wieder, ließ ihn seine Frau Penelope und seinen Sohn Telemachos fast vergessen. Er hatte sogar einen Sohn mit Circe.
    Außerdem war sie die Tochter von Helios, dem Sonnengott und Perse, einer Tochter von Ozeanus, des Gottes der Flüsse und des Wassers (nicht mit Poseidon zu verwechseln, der das Meer beherrscht).
    Ich empfehle Dir die Odysee von Homer zu lesen oder mal generell in griechische Sagen reinzuschauen.
    Und kein Mensch sagt „Kirke“. Circe oder Zirze *Klugscheissmodus aus* 😉 heisst die Frau.

    Aber ein schönes Cover hat das Buch 😂😂

    1. Kirke (so wie ich es in der Schule gelernt habe, ich hab die Odysee natürlichgelesen) hing ihr halbes Leben auf einer bescheuerten Insel fest, hatte im Übrigen 3 Söhne mit Odysseus und war im Prinzip auf alles angewiesen, was an ihre Ufer spülte. Sie hat Männer bezirzt, super, sie hat Männer in Schweine verwandelt, ganz toll, sie hing passiv im Exil rum und tat „weibische“ Dinge… unbedeutend :-P

      1. Haha, das ist es nicht mal, aber das Buch leidet einfach unter dieser Passivität und der „Unbeweglichkeit“ seiner Hauptfigur. Sie hätte sie entweder etwas rebellischer machen oder eine komplett andere Figur aus der griech. Mythologie wählen sollen, gibt genug davon. Rick Riordan zeigt, wie man es richtig macht :-)

  2. Stimmt. Percy Jackson ist geil geschrieben. Ein Grund, warum ich auch nie seine Krimis lesen wollte.

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