Rezension: „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ von Young-Ha Kim

51928204._SY475_.jpg Titel: Aufzeichnungen eines Serienmörders
Autor: Young-Ha Kim
Verlag: cass Verlag
Übersetzung: Inwon Park

Inhalt:
„Tierarzt Byongsu Kim (70) ist »pensionierter« Serienmörder. Er verbringt seine Zeit damit, Klassiker zu lesen und Gedichte zu schreiben. Kurz nachdem er in seinem Viertel einem Mann begegnet, den er als seinesgleichen erkennt, wird bei ihm beginnende Demenz diagnostiziert. Um seine Tochter zu beschützen, plant der alte Mann, mit seinem schwindenden Gedächtnis kämpfend, einen letzten Mord.“

Rezension

„Aufzeichnungen eines Serienmörders“ wäre mir wohl nie begegnet, hätte ich nicht für einen Buchhamsterkauf die BuchhändlerInnen meines Vertrauens einen Lesestapel für mich auswählen lassen. In diesem befand sich auch dieses Kleinod.

Vergangenheit, Vergessen, zukunftslos

Kim Young-ha ist ein südkoreanischer Schriftsteller, der wegen einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung einen Erinnerungsverlust über seine ersten zehn Lebensjahre erlitt.
Auch  Byongsu Kim, der Protagonist dieses Romans, kämpft gegen das Vergessen, doch während er sich noch sehr gut an seine blutrünstige Vergangenheit erinnern kann, entgleitet ihm wegen beginnender Demenz die Gegenwart, ohne die er für sich keine Zukunft mehr sieht.

In einem letzten Akt der Verzweiflung möchte er seine Tochter vor Schaden bewahren, doch das ist nicht so einfach, wenn das Kurzzeitgedächtnis das Erlebte immer wieder löscht. Er versucht sich mit Notizen und Audioaufnahmen zu behelfen, kommt aber nicht gegen das Chaos in seinem Kopf an und verliert immer mehr die Kontrolle über seinen Alltag.

Identität ohne Erinnerung

Young-ha befasst sich auf humorvolle Weise damit, wie bedrohlich und hoffnungslos sich eine beginnende Demenz anfühlen kann, wie sie einen Menschen zu einem Leben in der Vergangenheit zwingt und ihm seiner Zukunft beraubt, weil er keine Gegenwart mehr hat.

Der Serienmörder, der viele grausame Taten begannen hat, wird nun selbst zum Opfer und zum Gefangenen einer Krankheit, die seine Realität auslöscht. Der arme, alte Mann tut einem leid, auch wenn man eigentlich für einen Täter wie ihn so nicht empfinden sollte.

Unterhaltsam philosophisch

„Aufzeichnungen eines Serienmörders von Kim Young-ha ist ein kleines Buch, das auf seine ganz eigene Weise unterhaltsam nachdenklich stimmt.

Ich bin sehr froh, es gelesen zu haben und meine, dass es in keiner Bibliothek fehlen sollte.

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