Rezension: „Andrin“ von Martina Altschäfer

Titel: Andrin
Autorin: Martina Altschäfer
Verlag: Mirabilis Verlag

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:
„Susanne ist Schriftstellerin und Ghostwriterin. Als sie für einen ebenso zahlungskräftigen wie unsympathischen »Premium«-Kunden eine geschönte Autobiografie verfassen soll, ist sie nahe am Verzweifeln. Ihr Verleger stellt ihr kurzerhand seine Ferienwohnung in Italien zur Verfügung, um sie zu motivieren. Doch auf der Reise in den Süden verhindert mitten in den Schweizer Alpen ein Steinschlag die Weiterfahrt. Unversehens gerät Susanne nach Voglweh, eine kleine verfallene Siedlung in einem Hochtal mit lediglich zwei Bewohnern, die kaum eine Verbindung zur Außenwelt haben und sich selbst versorgen. Aus ursprünglich einer Notübernachtung werden Tage, Wochen, Monate. Ohne Telefon und Internet, ohne Zwänge und Verpflichtungen.“

Rezension

„Andrin“ ist der Debütroman von Martina Altschäfer, die Bildende Kunst, Freie Malerei und Germanistik studiert hat. Von ihr stammt auch das Cover des Buches.

Das Setting

Wir befinden uns für den überwiegenden Teil der Geschichte in einer winzigen Siedlung in den Schweizer Alpen, in der nur noch ein Ehepaar, das sich selbst versorgt und kaum Kontakte zur Außenwelt pflegt, lebt.
Der Autorin ist es ausgesprochen gut gelungen, diese auf den ersten Blick idyllische Umgebung, die allerdings je nach Wetterlage auch sehr gefährlich werden kann, zu beschreiben.

Im Gegensatz dazu lebt die Hauptfigur Susanne in ihrem Kopf für das Buch, das sie schreiben muss, in einer opulenten Glitzerwelt, die vor Reichtum nur so strotzt.
Als LeserIn fragt man sich unwillkürlich immer wieder, welcher der beiden Welten wohl der Vorzug zu geben ist.

Die Figuren

Wir begegnen hier nicht so vielen Charakteren, aber die wenigen, die wir treffen, werden sehr liebevoll und positiv beschrieben. Dennoch tragen sie ihre Geheimnisse mit sich und man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie nicht doch auch ihre dunklen Seiten haben.

Interessant ist auch die Figur, deren Biographie Susanne schreiben soll. Hape, wie sie ihn nennt – von „Hauptperson“ – prahlt mit seiner Existenz, die ganz allein auf Geld beruht, der sein Leben aber als Vorbild für jeden beschrieben haben möchte, so ausschweifend wie möglich, auch wenn das nicht unbedingt immer der Wahrheit entspricht.
Hape bevorzugt eine gefälschte Vergangenheit, während Andrin und seine Frau über ihre Vergangenheit schweigen.

Der Schreibstil

Der Schreibstil war es, der mich sofort in die Geschichte gezogen hat. Martina Altschäfer schreibt sehr detailliert, sehr stimmungsvoll, deutet Dinge an, ohne sie jedoch aufzulösen. Sie lässt die Unsicherheiten im Raum stehen, lässt ihre Protagonistin und uns ins Ungewisse treten und dort verharren. Und immer ist da die kraftvolle Natur, die niemanden schont, aber dennoch Halt bietet.

Mein Lesefazit

„Andrin“ von Martina Altschäfer ist ein gelungener Debütroman. Man möchte am Ende selbst diesen Ort in der Ferne aufsuchen, das gute Essen der Eheleute genießen und einfach eine kleine Pause vom Alltag einlegen.

Montagsfrage: Virtueller Messebesuch

Neue Woche, neues Glück. Ich sitze im Homeoffice, warte auf die große Hitze und päpple meine Gesundheit etwas auf, die momentan ein wenig angeschlagen ist.

Aber nun zur heutigen Frage von Antonia: Nehmt ihr dieses Jahr an der FBM teil?

Zur Information zunächst ein Ausschnitt aus einer Pressemitteilung:

„Die Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober 2020) findet in diesem Jahr statt: mit einem umfangreichen Liveprogramm auf der ARD-Buchmessenbühne in der Festhalle, rund 80 Veranstaltungen im Rahmen des BOOKFEST city in Frankfurt und einem illustren Line-up beim BOOKFEST digital. Die klassische Hallenausstellung der Frankfurter Buchmesse wird in diesem Jahr pandemiebedingt ausgesetzt: Aufgrund der aktuell geltenden Reisebeschränkungen können zahlreiche Länderstände nicht wie geplant umgesetzt werden….“

Schon bevor dies bekannt wurde, hatte ich mich entschieden, dieses Jahr auf keinen Fall zur Buchmesse zu fahren. Ich sehe mich in einer gewissen Verantwortung mir und meiner Umwelt gegenüber, mich nicht in Situationen zu begeben, die die Viren besser verbreiten können.
Vor-Ort-Events jeglicher Art sind für mich persönlich so lange tabu, bis die Bevölkerungsgruppe, die besonderen Schutz benötigt, durch einen Impfstoff tatsächlich auch geschützt werden kann. Das mag eine ganze Weile dauern, aber das ist ok für mich, denn es gibt immer mehr interessante digitale Angebot.

So wie das digitale BOOKFEST der Messe Frankfurt.

Noch steht das Programm nicht fest, aber es wird sicherlich ein breites Angebot umfassen, da Verlage und AutorInnen gerade jetzt auf Möglichkeiten zur Präsentation ihrer Werke besonders angewiesen sind und sich sicherlich so eine Chance nicht entgehen lassen werden. Ich rechne mit großen Namen und tollen Lesungen.

Es freut mich – wenn auch der Anlass kein schöner ist -, dass immer mehr versuchen, online ihre Zuschauer zu erreichen.
Ich habe schon einen tollen Buchpreisabend per Livestream vom Literaturhaus Hamburg miterlebt, sowie vier grandiose „Wohnzimmertreffen“ per Zoom beim „Women’s Prize for Fiction“.

Ich finde es schön, dass ich nun Events besuchen kann, die ich unter normalen Umständen aus unterschiedlichen Gründen nicht hätte besuchen können. Ich habe auch kein Problem damit, für solche Onlineveranstaltungen Geld auszugeben.
So sehr ich es auch mag, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen – so sehr mag ich auch mein Sofa, Tee und Knabbersachen.

Nehmt ihr an der Buchmesse oder anderen digitalen Events teil?

Montagsfrage: Buchboxen

Nachdem ich eine ziemlich stressige Zeit hinter mir habe (teils äußere Umstände, teils selbstgemacht) und es ein paar unschöne Vorfälle diese Woche gab inkl. Sicherheitsproblemen bei meinem eMail-Provider, habe ich beschlossen, mich erst einmal von sämtlichen Social-Media-Netzwerken fernzuhalten. Es verbraucht zu viel meiner Energie, die ich lieber für andere Dinge übrig hätte. Für diesen Blog beispielsweise. Für kreative Sachen, die ich fast vollständig aufgegeben hatte. Für echte soziale Kontakte und nicht nur Likes und Follower. Fürs Lesen und Rezensieren.

Und für die Montagsfrage.

Antonia ist zurück und möchte wissen: Macht ihr Gebrauch von Lese-/Bücherboxen oder könntet ihr es euch vorstellen?

Ja, ich habe seit über einem Jahr die Box von Fairyloot abonniert. Ich lese auch mit Ü40 noch gern YA-Fantasy und mag, dass ich hier exklusive Buchausgaben mit Signatur bekomme. Die Addons waren bisher auch immer recht nett, was mich nicht interessiert, wird verschenkt.

Gekauft hatte ich auch eine Box von „Chest of Fandoms“, allerdings ist mir da der Inhalt doch etwas zu „jung“. Ist aber eine schöne Geschenkidee für alle, die junge Mädels in ihrem Umfeld haben.

Rein theoretisch würde mich auch die Schmökerbox interessieren, aber hier besteht oft die Gefahr, dass ich die Bücher bereits auf Englisch gelesen habe.

Am liebsten wäre mir ja ein Abo wie das amerikanische „Book of the Month“, bei dem man jeden Monat aus 5 Neuerscheinungen wählen kann. Ohne Schnickschnack, einfach nur Bücher.
Kennt jemand so ein Abo im europäischen Raum (und nein, die Büchergilde ist nichts für mich, schon getestet)?

Habt ihr ein Buch- bzw. Buchboxabo? Welches?

Rezension: „Malé“ von Roman Ehrlich

Titel: Malé
Autor: Roman Ehrlich
Verlag: S. Fischer

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:
„Alle Versuche, die Malediven vor dem steigenden Meeresspiegel zu retten, sind gescheitert, Pauschaltouristen haben sich neue Ziele gesucht, und der Großteil der Bevölkerung musste die Inseln verlassen. Gleichzeitig ist die heruntergekommene Hauptstadt Malé zum Ziel all jener geworden, die nach einer Alternative zum Leben in den gentrifizierten Städten des Westens suchen. Und so wird die Insel für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zur Projektionsfläche für Aussteigerinnen, Abenteurer und Utopistinnen, zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum, in dem neue Formen der Solidarität erprobt werden und Menschen unauffindbar verschwinden.“

Rezension

„Malé“ von Roman Fischer hat es auf die Longlist des Deutsche Buchpreises 2020 geschafft und wurde mir über Netgalley freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt, denn ich glaube nicht, dass ich ohne diesen Anreiz das Buch selbst gekauft hätte. Ich hätte es wohl ein wenig bereut…

Das Setting

Wir befinden uns in einer denkbaren, nicht allzu fernen Zukunft. Die Malediven sind am Untergehen, der Wasserspiegel ist gestiegen und überflutet auch bereits die ehemalige Hauptstadt. Müll wird an die Ufer gespült und das ehemalige Touristenparadies ist zu einem trostlosen Ort geworden.

Dennoch verschlägt es weiterhin Menschen auf die Insel, die nach einem Regierungssturz von den Einheimischen verlassen wurde.

Die Figuren

In Malé leben nun zwei Gruppen: Da sind zum einen die „Eigentlichen“, die bewaffnet sind, auf einem verlassenen Kreuzschiff ihr Quartier errichtet haben und die anderen mit Lebensmitteln und Drogen versorgen. Sie sind mit Vorsicht zu genießen, man erfährt aber nichts Besonderes über sie.

„Die anderen“, das sind die Aussteiger, Ausgestoßenen, Geflüchteten und Suchenden, die hier gestrandet sind, alle aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen Vorstellungen ihres neuen Lebens im sinkenden Paradies.

Wir erfahren sehr wenig über die Vergangenheit der Figuren, wir kennen nur ihre Rollen, die sie irgendwann einmal gewählt hatten wie beispielsweise „Literaturwissenschaftlerin“, „Professor“, „Lyriker“,… Wir sehen nur ein paar schemenhafte Ausschnitte aus ihrem momentanen Dasein, womit sie ihren Alltag ausfüllen und was sie aktuell treibt.

Die Sprache

„Malé“ ist kein Buch, das man entspannt lesen kann. Es erfordert sehr viel Konzentration, denn der Autor arbeitet hier mit langen und verschachtelten Sätzen, die von Aufzählungen nur so gespickt sind. Er bedient sich Alliterationen und setzt sehr stark das Stilmittel der Lautmalerei ein.
Dabei bleibt er in seiner Art zu erzählen nüchtern und distanziert, als würde ein unbeteiligter Beobachter einen sachlichen Bericht über das Geschehen schreiben.

Meine Meinung

Ich finde das Spiel mit Sprache zwar sehr faszinierend, aber es war einfach zu viel, zu überladen. Die eigentliche Story verschwindet hinter einer Flut von Wörtern. Die Absicht dahinter kann man nur erahnen, man muss viel interpretieren, will man das Buch begreifen bzw. will man einen Sinn darin erkennen.

Vermutlich geht es sogar darum: Die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz in einer untergehenden Welt, einem Raum ohne Zukunft und ohne echte Perspektiven.

Mir persönlich war „Malé“ von Roman Ehrlich ein wenig zu sperrig und zu „künstlich“. Er beherrscht den Umgang mit Sprache hervorragend, aber seine Geschichte bleibt eher blass, nur erahnbar und so auch ein wenig bedeutungslos.

Buchlotto September 2020

Schon wieder ist ein Monat vorbei, aber leider habe ich das Buch aus dem letzten Monat gar nicht gelesen. Ich denke auch darüber nach, ob ich die Aktion im nächsten Jahr ein wenig abändere, damit man sich für den Monat ein Buch heraussuchen kann, auf das man wirklich in diesem Moment Lust hat.

Für den September habe ich nun jedenfalls die….

Nummer 7 gezogen!

Dahinter verbirgt sich bei mir

„Das geheime Leben des Monsieur Pick“ von David Foenkinos. Wie schön! Ich hatte schon völlig vergessen, dass ich dieses Buch besitze!

Welches Buch habt ihr gezogen?