Montagsfrage: Virtueller Messebesuch

Neue Woche, neues Glück. Ich sitze im Homeoffice, warte auf die große Hitze und päpple meine Gesundheit etwas auf, die momentan ein wenig angeschlagen ist.

Aber nun zur heutigen Frage von Antonia: Nehmt ihr dieses Jahr an der FBM teil?

Zur Information zunächst ein Ausschnitt aus einer Pressemitteilung:

„Die Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober 2020) findet in diesem Jahr statt: mit einem umfangreichen Liveprogramm auf der ARD-Buchmessenbühne in der Festhalle, rund 80 Veranstaltungen im Rahmen des BOOKFEST city in Frankfurt und einem illustren Line-up beim BOOKFEST digital. Die klassische Hallenausstellung der Frankfurter Buchmesse wird in diesem Jahr pandemiebedingt ausgesetzt: Aufgrund der aktuell geltenden Reisebeschränkungen können zahlreiche Länderstände nicht wie geplant umgesetzt werden….“

Schon bevor dies bekannt wurde, hatte ich mich entschieden, dieses Jahr auf keinen Fall zur Buchmesse zu fahren. Ich sehe mich in einer gewissen Verantwortung mir und meiner Umwelt gegenüber, mich nicht in Situationen zu begeben, die die Viren besser verbreiten können.
Vor-Ort-Events jeglicher Art sind für mich persönlich so lange tabu, bis die Bevölkerungsgruppe, die besonderen Schutz benötigt, durch einen Impfstoff tatsächlich auch geschützt werden kann. Das mag eine ganze Weile dauern, aber das ist ok für mich, denn es gibt immer mehr interessante digitale Angebot.

So wie das digitale BOOKFEST der Messe Frankfurt.

Noch steht das Programm nicht fest, aber es wird sicherlich ein breites Angebot umfassen, da Verlage und AutorInnen gerade jetzt auf Möglichkeiten zur Präsentation ihrer Werke besonders angewiesen sind und sich sicherlich so eine Chance nicht entgehen lassen werden. Ich rechne mit großen Namen und tollen Lesungen.

Es freut mich – wenn auch der Anlass kein schöner ist -, dass immer mehr versuchen, online ihre Zuschauer zu erreichen.
Ich habe schon einen tollen Buchpreisabend per Livestream vom Literaturhaus Hamburg miterlebt, sowie vier grandiose „Wohnzimmertreffen“ per Zoom beim „Women’s Prize for Fiction“.

Ich finde es schön, dass ich nun Events besuchen kann, die ich unter normalen Umständen aus unterschiedlichen Gründen nicht hätte besuchen können. Ich habe auch kein Problem damit, für solche Onlineveranstaltungen Geld auszugeben.
So sehr ich es auch mag, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen – so sehr mag ich auch mein Sofa, Tee und Knabbersachen.

Nehmt ihr an der Buchmesse oder anderen digitalen Events teil?

Rezension: „Wie alles kam“ von Paul Maar

Titel: Wie alles kam
Autor: Paul Maar
Verlag: S. Fischer Verlage

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:
„Paul Maar erinnert sich an den frühen Tod seiner Mutter, den viele Jahre im Krieg verschwundenen Vater, die neue Mutter, er erinnert sich an das Paradies bei den Großeltern und die unbarmherzige Strenge in den Wirtschaftswunderjahren. Paul Maars Erinnerungen sind zugleich Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte, ein Vater-Sohn-Roman und eine Liebeserklärung an seine Frau Nele. Vor allem aber sind sie eine Feier der Lebensfreude, die er seinem Leben abtrotzen musste.“

Rezension

Auch wenn ich nicht wirklich zur Generation des „Sams“ gehöre, habe ich dennoch von dieser Figur gehört, die aus der zehnbändigen Buchreihe von Paul Maar stammt.

In „Wie alles kam“ erinnert sich der Autor an seine Kindheit und versucht, den Gründen für seinen späteren Beruf ein wenig auf die Spur zu gehen.

Memoiren sind ja immer so eine Sache. Dem einen gefallen sie, dem anderen nicht, aber da sie Teil der Lebensgeschichte des Schreibenden sind, kann man sie als LeserIn eigentlich nicht gut bewerten.

Ich kann allerdings sagen, dass Paul Maar seine Erinnerungen sehr unterhaltsam und mit einer guten Prise Humor aufgeschrieben hat. Allerdings wirken dadurch die Stellen ein wenig verklärt, die eigentlich ziemlich schrecklich für ein Kind gewesen sein müssen: Die Bombenalarme, die Flucht mit der Mutter aufs Land, der Vater, der Kriegsgefangener war, der seine Söhne schlug, als er nach Hause kam, …

„Wie alles kam“ ist gut lesbar und sicherlich für viele LeserInnen interessant, die mit Maars Kindergeschichten vom Sams aufgewachsen sind. Mir selbst fehlt ein wenig der Bezug zum Autor, aber ich habe seine Memoiren mit Interesse – und sogar stellenweise viel Spaß – gelesen.

Montagsfrage: Buchboxen

Nachdem ich eine ziemlich stressige Zeit hinter mir habe (teils äußere Umstände, teils selbstgemacht) und es ein paar unschöne Vorfälle diese Woche gab inkl. Sicherheitsproblemen bei meinem eMail-Provider, habe ich beschlossen, mich erst einmal von sämtlichen Social-Media-Netzwerken fernzuhalten. Es verbraucht zu viel meiner Energie, die ich lieber für andere Dinge übrig hätte. Für diesen Blog beispielsweise. Für kreative Sachen, die ich fast vollständig aufgegeben hatte. Für echte soziale Kontakte und nicht nur Likes und Follower. Fürs Lesen und Rezensieren.

Und für die Montagsfrage.

Antonia ist zurück und möchte wissen: Macht ihr Gebrauch von Lese-/Bücherboxen oder könntet ihr es euch vorstellen?

Ja, ich habe seit über einem Jahr die Box von Fairyloot abonniert. Ich lese auch mit Ü40 noch gern YA-Fantasy und mag, dass ich hier exklusive Buchausgaben mit Signatur bekomme. Die Addons waren bisher auch immer recht nett, was mich nicht interessiert, wird verschenkt.

Gekauft hatte ich auch eine Box von „Chest of Fandoms“, allerdings ist mir da der Inhalt doch etwas zu „jung“. Ist aber eine schöne Geschenkidee für alle, die junge Mädels in ihrem Umfeld haben.

Rein theoretisch würde mich auch die Schmökerbox interessieren, aber hier besteht oft die Gefahr, dass ich die Bücher bereits auf Englisch gelesen habe.

Am liebsten wäre mir ja ein Abo wie das amerikanische „Book of the Month“, bei dem man jeden Monat aus 5 Neuerscheinungen wählen kann. Ohne Schnickschnack, einfach nur Bücher.
Kennt jemand so ein Abo im europäischen Raum (und nein, die Büchergilde ist nichts für mich, schon getestet)?

Habt ihr ein Buch- bzw. Buchboxabo? Welches?

Rezension: „Land in Sicht“ von Ilona Hartmann

Titel: Land in Sicht
Autorin: Ilona Hartmann
Verlag: aufbau

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:
„Jana hat ihren Vater nie kennengelernt. Alles, was sie über ihn weiß, ist, dass er als Kapitän auf der MS Mozart arbeitet, einem eher wenig glamourösen Kreuzfahrtschiff auf der Donau. Also bucht sie sich kurzerhand eine Woche dort ein. Ob sie sich ihm zu erkennen geben wird, weiß sie noch nicht. Mit knapp hundert Gästen im Seniorenalter und der trinkfesten Bordbesatzung beginnt die Fahrt von Passau nach Wien.“

Rezension

Ilona Hartmann ist freie Autorin und Texterin und u.a. für ihre humorvollen Instagram- und Twitterposts bekannt. „Land in Sicht“ ist ihr Debütroman.

Die Story

Die Idee hinter diesem Buch – Tochter trifft auf einem Schiff ihren Vater zum ersten Mal und konfrontiert ihn mit seiner Vaterschaft – ist wirklich nett und ein wenig, so habe ich gelesen, auch an die Biographie der Autorin angelehnt, die ihren eigenen Vater allerdings ein Jahr vor der Kreuzfahrt kennengelernt hatte.

Wie zu erwarten, denkt Jana viel über ihr Vorhaben nach und reflektiert über ihre Vergangenheit, in der es ihr zwar an nichts fehlte, sie aber dennoch eine Lücke verspürte, die sie nun schließen möchte.

Aber wir erfahren nicht nur etwas über das Leben der Protagonistin, wir erleben auch gemeinsam mit ihr diese Schifffahrt, die überwiegend von Rentnern wahrgenommen wird und in der sie auffällt wie ein bunter Hund.

Die Figuren

Im Mittelpunkt steht Jana und auch wenn der Roman nur 160 Seiten hat, so erfahren wir dennoch recht viel über ihre aktuelle Situation, in die sie sich freiwillig begeben hat, über ihre Ängste, ihre Hoffnungen und wie sie die Erfahrungen ihrer Kindheit bewertet.
Sie ist eine „runde Figur“, die gut ausgearbeitet ist und sich „echt“ anfühlt.

Der Vater kommt leider ein wenig kurz. Wir spüren, dass auch er seine Sorgen hat, sich getrieben fühlt und sich besonders seiner Tochter gegenüber verunsichert fühlt, aber dennoch ihre Nähe sucht. Dennoch bleibt er sowohl für Jana als auch für uns LeserInnen ein wenig unnahbar und schattenhaft.

Mein Lesefazit

Die ersten beiden Drittel sind ausgesprochen witzig geschrieben. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich musste auch einige Male laut lachen.
Das letzte Drittel ist demgegenüber etwas schwerer, was aber durchaus zur Situation passt.

Das Einzige, was mich an diesem Roman stört, ist die Kürze. Ilona Hartmann kann sehr gut schreiben, das merkt man sofort. Auch ihre Idee, die auf eigenen Erfahrungen fußt, hat sehr viel Potential, aber viel davon wurde dadurch verschenkt, dass sie ein wenig durch die Erzählung hastet. Ich hätte gern noch ein wenig länger auf dem Schiff verweilt, mehr lustige und auch nachdenkliche Erlebnisse gehabt, das hätte dem Ganzen ein wenig mehr Tiefe verliehen.

Nichtsdestotrotz hat mir das Lesen viel Spaß gemacht und ich kann „Land in Sicht“ für ein kurzweiliges Lesevergnügen auf jeden Fall empfehlen.

Rezension: „Ich an meiner Seite“ von Birgit Birnbacher

Titel: Ich an meiner Seite
Autorin: Birgit Birnbacher
Verlag: Hanser

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:
„Arthur, 22, still und intelligent, hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Endlich wieder in Freiheit stellt er fest, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Ohne die passenden Papiere und Zeugnisse lässt man ihn nicht zurück ins richtige Leben. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten Börd und seiner glamourösen Ersatzmutter Grazetta schmiedet er deshalb einen ausgefuchsten Plan. Eine kleine Lüge, die die große Freiheit bringen könnte …“

Rezension

„Ich an meiner Seite“ steht auf der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises. Die Leseprobe klang sehr interessant und mit 273 Seiten ist es ein Buch, das man gut mal „zwischendurch“ lesen kann.

Die Story

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass der Klappentext interessanter klingt, als sich die eigentliche Geschichte dann entwickelt. Es geht nicht vordergründig, wie man annehmen könnte, um eine Resozialisierung und eine Gewissensfrage. Beides spielt natürlich eine Rolle, findet aber eher nebenbei statt, während wir etwas über Arthurs Leben von früher Kindheit bis zu seiner jetzigen Situation erfahren.

Es gibt nicht wirklich einen „ausgefuchsten Plan“, wie man in der Inhaltszusammenfassung lesen kann, es gibt lediglich ein paar Papiere, die den Neustart erleichtern sollen, aber nichts Konkretes, wie es dann für ihn weitergehen soll.
Insofern bekommen die LeserInnen etwas versprochen, was zwar im Text durchaus vorhanden ist, aber einen Spannungsbogen andeutet, der so nicht existiert.

Die Figuren

Die Hauptfigur Arthur ist mit Anfang 20 noch ein sehr junger Mann und basiert auf einem tatsächlichen Menschen, der Ähnliches erlebt hat, was aber – wie aus einem Interview mit der Autorin, das ich kürzlich gesehen hatte – nicht bis ins Detail so passiert ist. Gerade der Moment, in dem sein Leben ins Wanken geraten ist, wurde von Birnbacher „so weit wie möglich weg geschrieben“, damit er sich nicht psychisch davon belastet fühle.

Arthur ist sicher ein interessanter Charakter, aber die Autorin verwendet einen sehr nüchternen und distanzierten Sprachstil, um seine Erlebnisse zu schildern. Man hat nie das Gefühl, ihn wirklich zu kennen und kann für sein Schicksal kein großes Interesse aufbringen. Zumindest ich konnte das nicht.

Die Empathie wäre vielleicht stärker geweckt worden, wäre da nicht die komische Nebenfigur „Börd“, der als tragisch-humoristisches Element – ähnlich wie in Shakespeares Stücken – eine „bedeutungsschwere“ Erzählung auflockern soll. Ja, das ist durchaus gelungen, aber so gut, dass man sich beim Lesen eher über seine Anwesenheit freute als mit Arthur mitzufühlen.

Es gibt noch ein paar weitere Charaktere, die in Arthurs Leben eine größere Rolle spielen, aber hier sehr blass bleiben.

Mein Lesefazit

„Ich an meiner Seite“ plätschert so ein wenig vor sich hin. Das Thema „Resozialisierung“ stand für mich nicht so sehr im Vordergrund wie ich aufgrund der Beschreibung erwartet hatte. Es gab zwar zu Beginn eine recht gewalttätige Situation, verlief sich aber sehr schnell in ruhigere Bahnen.

Ja, es gibt ein Problem mit Wiedereingliederung von Insassen, aber dieses Buch legt nicht gerade den Zeigefinger in die Wunde. Es erzählt von einem einzigen Schicksal und das scheint zwar schlimm gewesen zu sein, aber auch nicht dramatisch genug, um sich darüber zu empören oder zum Nachdenken darüber angeregt zu werden.

„Ich an meiner Seite“ von Birgit Birnbacher ist ein nett gemachter Roman, den man aber nicht unbedingt lesen muss.

Women’s Prize for Fiction 2020

Der „Women’s Prize for Fiction“ 2020 geht an Maggie O’Ferrell mit ihrem Buch „Hamnet“, einer Geschichte um den sehr früh verstorbenen Sohn von Shakespeare.

Da dieses Jahr keine große Feier in London veranstaltet werden konnte, gab es statt dessen – beginnend mit Sonntagabend – einstündige Onlineliveevents, in denen die Autorinnen der Shortlist vorgestellt wurden.

Die Veranstaltungen fanden über Zoom statt. Zunächst gab es eine Lesung aus dem jeweiligen Buch gesprochen von Schauspielerinnen und einem Schauspieler, dann folgte ein kurzer Film über die Autorin/von der Autorin und anschließend gab es eine kleine Fragerunde, in der auch Zuschauer per Chat Fragen stellen konnten.

Auch die Übertragung des Gewinnertitels wurde live per Zoom übertragen.

Es war so ein tolles Ereignis mit so wunderbaren Frauen, sehr inspirierend, motivierend – einfach nur schön! Sowohl die Moderatorin als auch die Autorinnen saßen jeweils in ihren eigenen Wohnzimmern, so dass eine ganz besonders nahe und private Atmosphäre entstand.

Ich habe die Abende wirklich sehr genossen und hoffe, dass sie auch im nächsten Jahr ein solches Onlineevent veranstalten, weil es etwas ganz Besonderes war, daran teilhaben zu können, egal aus welchen Ecken der Erde man stammte.