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Rezension: „Der Zeitkurier“ von Wesley Chu

Titel: Der Zeitkurier
Autor: Wesley Chu
Serie: Time Salvager #1
Verlag: Heyne (zur Buchseite)
Originaltitel: Time Salvager (Tor Books)

Klappentext:
„Die Erde hat sich in der Zukunft in ein verseuchtes Ödland verwandelt, und die Menschheit musste ins äußere Sonnensystem ausweichen. Dort, in den Weiten des Alls, sind Ressourcen allerdings ein seltener Luxus, und so bedient sich die menschliche Zivilisation der Zeitreise als letztes Mittel. Sogenannte Zeitkuriere reisen in die Vergangenheit, um dort nach Ressourcen und Antworten zu suchen. Bei seinem letzten Auftrag macht der Zeitkurier James Griffin-Mars jedoch den größten Fehler: Er greift in die Zeitlinie ein – und rettet eine Frau. Jetzt bleibt ihnen nur noch die Flucht in die Gegenwart …“

Meinung:
Zeitreisen – ein seit H.G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ immer wieder beliebtes Thema in der Literatur. Autorinnen und Autoren stellen unermüdlich Fragen nach dem Wie und Warum. Oft werden Helden in die Vergangenheit geschickt, um historische Ereignisse zu beobachten, um das Schicksal zu lenken oder um neue Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen.

Ganz anders bei Wesley Chu. Er zeichnet ein sehr düsteres Bild der Welt in der sich  sein Protagonist bewegt: über viele Kriege und Naturkatastrophen hinweg hat die Menschheit langsam den Planeten zerstört und ihre Existenz ist von Energiereserven aus der Vergangenheit abhängig. Große Firmen dominieren das noch existente Leben und schicken Menschen zurück in eine Zeit, in der es noch genug Ressourcen gab, um zu holen, was es zu holen gibt und in der Gegenwart das Überleben der Privilegierten zu sichern.

Es ist ein sehr realistischer Zeitreiseroman, der aber dennoch einige Schwächen aufweist.
So beschäftigt sich der Autor zwar mit dem Zeitparadoxon und Auswirkungen der Reisen auf die Zukunft, aber indem er konsequenzlos Figuren aus der Vergangenheit in die Gegenwart bringt, führt er seine vorherigen Ausführungen zu dieser Problematik ad absurdum. Er geht sogar so weit, diese Charaktere für die Rettung des Planeten zuständig werden zu lassen. Ich kann die Logik hinter dieser Idee nicht so recht nachvollziehen und finde dieses Konstrukt etwas verwirrend.
Auch die Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander sind nicht besonders gut ausgearbeitet. Es fehlt ihnen an Persönlichkeit und Emotionen, was es etwas schwierig macht, die Motive für ihr Handeln zu erkennen und sich auf ihre Geschichten einzulassen.

Der Rest des Buches besteht aus Reminiszenzen an historische und fiktive Ereignisse. Wesley Chu bedient sich Ideen anderer SciFi-Autoren, die er mit seinen eigenen verwebt. Das hat mich nicht besonders gestört, dennoch hätte ich mir ein wenig mehr Kreativität gewünscht.

„Der Zeitkurier“ ist kein schlechtes Werk, allerdings ist es auch nicht besonders herausragend. Es ist eine solide Zeitreisestory, die nur langsam an Geschwindigkeit gewinnt, aber dennoch gut unterhält.