„The Calculating Stars“ von Mary Robinette Kowal

33080122.jpg Titel: The Calculating Stars
Autorin: Mary Robinette Kowal
Verlag: Tor Books

Inhalt:
„On a cold spring night in 1952, a huge meteorite fell to earth and obliterated much of the east coast of the United States, including Washington D.C. The ensuing climate cataclysm will soon render the earth inhospitable for humanity, as the last such meteorite did for the dinosaurs. This looming threat calls for a radically accelerated effort to colonize space, and requires a much larger share of humanity to take part in the process.
Elma York’s experience as a WASP pilot and mathematician earns her a place in the International Aerospace Coalition’s attempts to put man on the moon, as a calculator. But with so many skilled and experienced women pilots and scientists involved with the program, it doesn’t take long before Elma begins to wonder why they can’t go into space, too.“

Meinung:
„The Calculating Stars“ hatte ich als Teil der Popsugar-Reading-Challenge zum Thema „A book about or by a woman in STEM“ gewählt und ich hätte nie erwartet, dass ich es so sehr mögen würde.

Wir begegnen in dieser Geschichte sehr kompetenten Mathematikerinnen, die nicht nur im Krieg einen wesentlichen Beitrag geleistete haben, sondern auch als Vorläufer unserer heutigen Computer in sehr kurzer Zeit sehr wichtige Berechnungen vornahmen und so auch für Raumfahrt eine bedeutsame Rolle spielten.

Eine von ihnen ist die Protagonistin Elma York, die nichts mehr liebt als das Fliegen und die nach einem Meteoreinschlag dabei helfen möchte, bemannte Raketen ins All zu schicken, um den Weg zu ebnen für die Besiedelung eines Planeten, da die Erde in wenigen Jahren unbewohnbar sein wird. Doch Elma träumt davon, mehr zu tun als Berechnungen anzustellen. Sie möchte eine Astronautin werden – im Jahr 1952 undenkbar. Alle wichtigen Jobs sind von Männern besetzt, man akzeptiert Frauen als „wertvolle Unterstützerinnen“, aber all ihr Wissen und Können wird heruntergespielt.

So verwundert es auch nicht, dass Elma zunächst als „Lady Astronaut“ in einer Kindersendung landet, doch als sie merkt, welche Vorbildrolle sie plötzlich für kleine Mädchen einnimmt, werden ihre Bestrebungen, eine „echte“ Astronautin zu werden, stärker. Und sie stößt auf Widerstand.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass Elma nicht nur äußerlich auf Hindernisse stößt, sondern auch mit Erziehungsbarrieren und psychischen Problemen zu kämpfen hat. Immer wieder hallen ihr die Worte ihrer Mutter „was sollen denn die Leute denken?“ durch den Kopf. In ihrem Fall lässt das nicht nur leichtes Unbehagen aus, sondern führt zu Panikattacken, sobald sie im Rampenlicht steht.

Das macht sie für mich zu einem ausgesprochen menschlichen und nachvollziehbaren Charakter, denn noch immer werden Mädchen darauf getrimmt, „lieb und brav“ zu sein, während man Jungs zum Anecken ermutigt. Doch Elma wird zur Heldin ihrer Geschichte, sie geht gegen ihre Ängste an und lässt sich auf ihrem Weg zu ihrem Traum davon nicht aufhalten.

Ein weiterer positiver Aspekt des Buchs sind für mich darüberhinaus die Beziehungen der Figuren untereinander. Zwar gibt es hin und wieder Unstimmigkeiten, aber alle begegnen sich mit Respekt, versuchen einander zu unterstützen und verwickeln sich nicht in Intrigen und Dramen. Ja, es gibt einen „Bösewicht“, doch auch seine Motive sind nachvollziehbar und auch er zeigt Schwächen, die ihn für mich sympathisch machten.
Ich fand es sehr entspannend eine Geschichte zu lesen, in der es wenige Konflikte gab – manche mögen es für unrealistisch bei einem Thema wie diesem handeln, für mich war es ein großer Pluspunkt des Romans.

„The Calculating Stars“  ist eine sehr gut recherchierte Story, die ein wichtiges Thema beleuchtet, das immer noch nicht besonders fortschrittlich behandelt wird. Ein Blick auf Wikipedia zeigt, dass es zwischen 1963 und heute nur  78 Astronautinnen (bzw. Anwärterinnen oder Rentnerinnen) gab bzw. gibt. Von einem echten Durchbruch kann man da wohl kaum sprechen.

Ich kann dieses Buch wirklich jedem sehr ans Herz legen. Für mich war es ein echtes Highlight und ich werde schon bald die Fortsetzung „The Fated Sky“ lesen.

„Melmoth“ von Sarah Perry

46858485. sy475 Titel: Melmoth
Autorin: Sarah Perry
Verlag: Eichborn
Originaltitel: Melmoth
Übersetzung: Eva Bonné

Rezensionsexemplar

Inhalt:
Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth – einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern – und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?

Meinung:
„Melmoth der Wanderer“, so heißt ein 1820 erschienener Schauerroman von Charles Robert Maturin. Hier ist Melmoth ein Mann, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat und nun dazu verdammt ist, 150 Jahre durch die Welt zu irren und seine Wissensgier zu befriedigen.

Sarah Perry hat daraus „Melmoth die Zeugin“ gemacht – eine weibliche Sagengestalt, die auf der Suche nach menschlicher Begleitung ist. Sie verfolgt jedoch nur diejenigen, die sich mit großer Schuld beladen haben und ihre Bürde kaum noch zu tragen vermögen.

Schuld und Verdammnis sind die großen Themen dieses düsteren Romans, der die Geschichte Prags mit Helens Geschichte verknüpft. Viele blutige Taten wurden in dieser Stadt begangen, in die die Protagonistin vor ihrem eigenen Unrecht flüchtet.

„Melmoth“ ist definitiv keine leichte Lektüre. Die Verbrechen des Nationalsozialismus, von denen im Manuskript die Rede ist, erzeugen eine sehr bedrückende Atmosphäre. Sehr detailreich und brutal werden Szenen aus dieser Zeit geschildert, was ich nicht leicht zu lesen fand.
Dagegen wirkt Helens Geschichte ziemlich harmlos, wenngleich natürlich auch belastend und düster.

Sarah Perry hat mit „Melmoth“ eine Mischung aus Fiktion und Realität entworfen, die die dunklen Seiten des Menschen zeigt – ungeschönt, doch mit einem kleinen Funken Hoffnung gewürzt. Ein Buch für kühle Herbstabende.

„Maschinen wie ich“ von Ian McEwan (Spoiler)

43464607Titel:  Maschinen wie ich
Autor: Ian McEwan
Verlag: Diogenes
Originaltitel: Machines Like Me

Inhalt:
Charlie ist ein sympathischer Lebenskünstler Anfang 30. Miranda eine clevere Studentin, die mit einem dunklen Geheimnis leben muss. Sie verlieben sich, gerade als Charlie seinen ›Adam‹ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden. In ihrer Liebesgeschichte gibt es also von Anfang an einen Dritten: Adam. Kann eine Maschine denken, leiden, lieben? Adams Gefühle und seine moralischen Prinzipien bringen Charlie und Miranda in ungeahnte – und verhängnisvolle – Situationen.

Meinung:
Ich bin ein großer Fan von Büchern, die mit den Möglichkeiten der „Roboterzukunft“ spielen und so war ich seh rgespannt, was McEwan aus dem Thema gemacht hat.

Eigentlich war ich bis zur Hälfte der Geschichte relativ zufrieden. Der Android wurde vorgestellt, von einem gerade frisch zusammengekommen Pärchen seine Charakterzüge bestimmt und er begann sein „Leben“ direkt mit einer unkomfortablen Anspielung.

So weit so gut.

Doch dann kam eine extrem klischeehafte und moralische Sache in die Story und ich dachte nur „Nee, ne, das hat meint der jetzt aber nicht ernst?“. Doch, meinte er. Dieser Aspekt entpuppte sich im weiteren Geschehen nicht als „roter Hering“, sondern wurde weiter plattgetreten.
In dem Moment begann ich, die schwachen Teile des Buchs zu sehen…

McEwan grast hier fast jedes große Thema ab, dass man in anderen Robotererzählungen bereits findet (und das dort in einigen Fällen wensetlich besser abgearbeitet wird) und webt menschliche Anteile dazwischen, die irgendwann einfach nur noch nervten: die gute Miranda ist eine sehr willige Frau. Fast jede Nacht geht sie mit Charlie ins Bett, ohne eigene Ansprüche zu stellen. Okok, einmal benutzt sie den Androiden als Sexpuppe, aber ansonsten scheint sie eine gute Liebesdienerin zu sein.

Dann war da noch der kleine Junge, den seine Eltern als „Warnung“ weggeben wollten und der dann tatsächlich irgendwann bei Charlie landet. Ernsthaft? Was sollte dieser unglaubwürdige Unsinn eigentlich? Der Vergleich Roboter als Familienmitglied vs. Kind als Familienmitglied war ohnehin schon eindeutig genug diskutiert wurden, der Junge hätte nicht noch einmal in der Story auftauchen müssen.

Ach ja, da wären noch die alternativen historischen Ereignisse Englands und Turing, der sich seines Lebens erfreut und textbuchartige Monologe/Dialoge führt.

„Maschinen wie ich“ ist kein besonders gutes Buch, aber wer im Sommerurlaub viel Langeweile hat, kann sich selbst ein Bild davon machen.

„Die Geschichte der getrennten Wege“ von Elena Ferrante

34623369Titel: Die Geschichte der getrennten Wege
Autorin: Elena Ferrante
Serie: Neapolitanische Saga #3
Verlag: Suhrkamp
Originaltitel: Storia di chi fugge e di chi resta

Inhalt:
„Es sind die turbulenten siebziger Jahre und die beiden inzwischen erwachsene Frauen. Lila ist Mutter geworden und hat sich befreit und alles hingeworfen – den Wohlstand, ihre Ehe, ihren neuen Namen – und arbeitet unter entwürdigenden Bedingungen in einer Fabrik. Elena hat ihr altes neapolitanisches Viertel hinter sich gelassen, das Studium beendet und ihren ersten Roman veröffentlicht. Als sie in eine angesehene norditalienische Familie einheiratet und ihrerseits ein Kind bekommt, hält sie ihren gesellschaftlichen Aufstieg für vollendet. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sie ständig an Grenzen gerät.
Ganze Welten trennen die Freundinnen, doch gerade in diesen schwierigen Jahren sind sie füreinander da, die Nähe, die sie verbindet, scheint unverbrüchlich. Würde da nur nicht die langjährige Konkurrenz um einen bestimmten Mann immer deutlicher zutage treten.“

Meine Meinung:
Die Neapolitanische Saga hat mich seit dem ersten Band fasziniert. Buch 3 lag stand sehr lange in meinem Regal, doch immer wieder scheute ich mich davor, denn es ist eine sehr intensive Geschichte, die hier erzählt wird.

Lila und Elena kommen aus einem sehr heruntergekommenen Stadtviertel in Neapel, in dem die Menschen eigen sind und in ärmlichen Verhältnissen leben. Es ist nicht leicht, sich diesem Umfeld zu entziehen. Während Elena das Glück hatte, einen höheren Bildungsweg einschlagen und ihrer Heimat entkommen zu können, arbeitet Lila in einer Wurstfabrik, kämpft gegen frauenfeindliche Übergriffe und zieht ein uneheliches Kind groß. Dennoch scheint sie es zu sein, die in ihrem mehr erreicht hat als ihre Freundin.

Elena verhält sich in dieser Erzählung ausgesprochen destruktiv, sieht nicht das Gute, das sie sich erarbeitet hat, kann ihrer Situation nichts Positives abgewinnen und wendet sich immer wieder an Menschen aus ihrer Vergangenheit, die ihr bereits damals geschadet haben und sich nun kaum besser verhalten.
Sie vergleicht sich ununterbrochen mit ihrer besten Freundin, die wie ein Magnet auf sie wirkt, auf die sie einerseits neidisch ist, aber andererseits auf sie herab blickt.
Auch wenn sich die beiden nur selten real begegnen, so hat Lila auch über die Distanz hinweg einen sehr toxischen Einfluss sie.

Hinzu kommt eine alte Liebe, von der sich Elena nicht fern halten kann, die für sie die Erfüllung ihrer Träume bedeutet, obwohl auch dieses Verhältnis auf keiner guten Basis steht.

Es ist ein wenig anstrengend, Elenas ununterbrochenem Jammern zuzuhören, mitzuerleben, wie sie sich klein macht, dabei aber krampfhaft versucht, wahrgenommen zu werden und Anerkennung zu finden.
Obwohl sie doch offensichtlich sehr intelligent ist, kann sie nicht über ihren Schatten springen und sich von der Meinung anderer lösen.

Dennoch hat Ferrante erneut eine fesselnde Story geschrieben, die so intensiv ist, dass ich das Lesen mehrfach unterbrechen musste, weil es mich stellenweise an eine eigene toxische Freundschaft aus meiner Jugend erinnerte, was nicht immer angenehm war.

„Die Geschichte der getrennten Wege“ steht den beiden ersten Bänden in nichts nach.

Absolut empfehlenswert!

„The Seven Deaths of Evelyn Hardcastle“ von Stuart Turton

35967101Titel: The Seven Deaths of Evelyn Hardcastle
Autor: Stuart Turton
Verlag: Raven Books
Übersetzung: Soll Mitte 2019 bei Klett-Cotta erscheinen

Inhalt:
At a gala party thrown by her parents, Evelyn Hardcastle will be killed–again. She’s been murdered hundreds of times, and each day, Aiden Bishop is too late to save her. Doomed to repeat the same day over and over, Aiden’s only escape is to solve Evelyn Hardcastle’s murder and conquer the shadows of an enemy he struggles to even comprehend–but nothing and no one are quite what they seem.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist gerade in aller Munde, nicht zuletzt weil es den „Costa First Novel Award 2018“ gewonnen hat.

Auch mich hatte der Klappentext neugierig gemacht. Ein Mord, der sich täglich wiederholt? Ein Protagonist, der dieses Rätsel lösen muss? Klingt spannend!

Die Geschichte begann sehr interessant. Ich war völlig fasziniert von der Idee, die ein wenig in den SciFi-Bereich driftet, Zeitreise, Körperwechsel,… anschneidet, aber dennoch im klassischen „Whodunnit“-Setting bleibt.

Doch dieses Konzept birgt auch einige Probleme.

Da wäre zunächst der Protagonist, dessen Persönlichkeit nie recht herausgearbeitet wird, da er diverse Figuren vereinnahmt, die eigene Persönlichkeiten mit sich bringen. Jemand warnt ihn zu Beginn, dass sein eigenes Ich darin komplett aufgehen kann, aber diese Gefahr spielt am Ende keine Rolle. Je weiter das Geschehen voran schreitet, umso souveräner geht er mit der Situation um, was ich ein wenig widersprüchlich fand.  Wieso diesen potentiellen Spannungsbogen aufbauen, wenn er nicht genutzt wird?

Weiterhin erfahren wir über diesen mysteriösen Mann kaum etwas. Wir kennen nicht seine Motive (an die er sich selbst nicht erinnern kann), seine Gefühlswelt dreht sich lediglich um den Mord. Er ist eher ein „Mittel zum Zweck“, eine Figur, die den Leser an die Hand nimmt und sagt „guck mal, was der Autor sich Tolles ausgedacht hat“, er bleibt als eigenständige Figur ziemlich im Dunkeln.

Schwierig fand ich es darüber hinaus, dass wir uns in einer Art „Blase“ befinden. Bezüge zur Außenwelt werden nicht bzw. erst am Schluss hergestellt, was dazu führt, dass die Erklärung, die wir letztendlich für das Setting bekommen, nicht besonders zufriedenstellend ausfällt. Man kann es einfach nicht in einem größeren Kontext sehen, man bekommt es einfach so hingeworfen und ein wenig hat es den Anschein, als erwarte der Autor dafür großen Applaus.

Auch wenn meine Kritik ein wenig harsch ausfällt, ist „The Seven Deaths of Evelyn Hardcastle“ ein recht unterhaltsames Buch mit ungewöhnlichen Ansätzen. Allerdings finde ich den Hype ein wenig überzogen.

Hinweis: in Amerika wurde diese Geschichte unter dem Titel „The 7 1/2  Deaths of Evelyn Hardcastle“ veröffentlicht.

„Der Verrat“ von Ellen Sandberg (Spoiler)

43162435Titel: Der Verrat
Autorin: Ellen Sandberg
Verlag: Penguin Verlag (danke für das Rezensionsexemplar)

Inhalt:
Als Nane nach zwanzig Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich vieles verändert. Nicht aber die Schuld, die weiter auf ihr lastet. Nicht die Erinnerung an die Nacht, die ihr Leben zerstörte und schon gar nicht das Verhältnis zu ihrer Schwester Pia.

Pia hat es gut getroffen. Die erfolgreiche Restaurateurin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Weingut an der Saar. Da lässt es sich gut verdrängen, auf welch zerbrechlichem Fundament ihr Glück gebaut ist. Doch dann tritt ihre Schwester Nane wieder in ihr Leben und Pia ahnt: Es ist Zeit für die Wahrheit. Und damit Zeit für Rache – oder Vergebung. “

Meine Meinung:
Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich bei diesem Buch einlassen würde, als ich es aufgrund einer netten eMail anforderte. Ich wusste nicht, in welches Genre es zuzuordnen ist und auch den Klappentext hatte ich nicht gelesen.

Das hätte mich allerdings auch nicht vor dem bewahrt, was dann folgte.

Das Buch begann eigentlich noch ganz ok. Es spielt auf einem Weingut an der Saar und insbesondere über den Weinbau erfährt man anfangs einige Details, was mir gut gefallen hatte.

Als die vielen Charaktere ins Spiel kamen, wurde für mich das Lesen schon ein wenig zäher. Immer mehr Namen tauchten auf, immer verworrener wurden – für mich – die Verwandtschaftsverhältnisse und mangels sprachlicher Eigenheiten oder optischer Beschreibungen auch die Unterscheidbarkeit der Figuren.

Hinzu kommt, dass die Geschichte immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt und es nicht immer einfach ist, sich gedanklich die vielen Puzzleteile, die man erhält zusammenzusetzen und zu einem einheitlichen Bild wachsen zu lassen.

Dennoch hätte ich „Der Verrat“ bis etwa zum letzten Drittel, als nette, leichte Unterhaltung bezeichnet, wenn auch mit einigen Schwächen.

Aber dann wurde es richtig übel.

Aus dem, was zu Beginn eine Mischung aus Krimi und Familiendrama war, entwickelte sich im letzten Teil des Buches ein schlechter Porno, anders kann ich es wirklich nicht nennen,
Es stellt sich heraus, dass bis auf Sonja und Lizzy alle Beteiligten triebgesteuert sind und ein echtes Miteinander in diesem Buch überhaupt nicht existiert: wir haben Vater und Sohn, die sich streiten und prügeln, wenn es um das Familienerbe geht, Männer, die Frauen zu ihren (sexuellen) Zwecken benutzen, betrügen und auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, Schwestern, die sich gegenseitig ins Messer laufen lassen und weibliche Protagonistinnen, die ebenfalls Reiz an fragwürdigen Sexualpartnern und gewalttätigen Praktiken haben.
Ach, es gibt übrigens auch Eltern, die ihre Kinder im Stich lassen und mehr herunterputzen als sie zu unterstützen…

Was bitte soll das? Das ist unglaublich geschmacklos und es macht es auch nicht besser, dass es in einer schönen Umgebung passiert.
Meiner Meinung nach hätte man das Geheimnis sehr viel besser auflösen können. Der Plot passt nicht zum Setting und ich kann es nicht einmal unter „verbotene Hausfrauenfantasien“ einordnen.

Aus meiner Sicht ist das Buch kein empfehlenswertes Buch.