Nachdem ich gestern meine Rezension zu „Der Zeitkurier“ geschrieben hatte, stöberte ich noch ein wenig umher und suchte nach weiteren Beiträgen zu diesem Buch. Dabei stolperte ich zufällig über ein Interview mit dem Autor auf „die zukunft“.
Ich meide Interviews, wo es nur geht. Immer wieder passiert es mir, dass mir ein Autor/Sänger/Künstler durch seine Antworten auf (zugegebenermaßen meist nicht sehr kluge) Fragen unsympathisch wird. Entweder sind es Meinungen, die ich so weder teilen noch tolerieren kann oder es ist eine aufgesetzte Art (der versuch besonders schlau oder witzig zu sein), die mich stört – in meinem Kopf zersplittert sehr schnell die Idealvorstellung, die ich zuvor noch von ihr/ihm hatte.
Noch etwas komplizierter ist es für mich, wenn es um Motive für ein Buch/Song/Bild geht, wenn man den Künstler fragt „was haben Sie sich dabei gedacht“.
Ich möchte diese Antworten nicht wissen! Ich möchte im Fall eines Romans die Geschichte zu meiner eigenen machen, möchte meine eigenen Erfahrungen einbringen, sie aus meiner Sicht betrachten und verwenden. Wenn ich dann feststellen muss, dass eine ganz andere Intention hinter dem Werk stand, bin ich oft ein wenig geknickt und enttäuscht. Ich bekomme nun diese Gedanken zur Erzählung nicht mehr aus meinem Kopf und sie ecken mit meinen eigenen an.
Leider erging es mir auch so mit Wesley Chus Antworten auf die Interviewfragen. Ich möchte Euch hier nicht spoilern, falls es Euch ähnlich ergehen sollte wie mir, aber ich habe nun einen ganz anderen Eindruck von „Der Zeitkurier“ bekommen. Allerdings wäre im Hinblick auf seine Motive meine Rezension auch anders und vermutlich weniger wohlwollend ausgefallen ;-)
Wie ist das bei Euch? Lest ihr Interviews? Stört es Euch, wenn ihr wisst, wie etwas sein *sollte*?
Geht mir auch so… Ich möchte so wenig wie möglich über die Autoren wissen. Ich möchte nicht ständig überlegen müssen, was da jetzt biografisch ist und was nicht.
Ich lese auch nicht so häufig Interviews, dafür hab ich keine Geduld, aber ich bin gern live bei Interviews dabei. Ich hatte bisher Glück und fand alle Autoren (mindestens halbwegs) sympathisch. Manchmal sind die Interviews richtig mitreißend, z. B. bei Tanja Kinkel, sie erzählt immer mit so viel Begeisterung von dem Thema ihres Buchs. Ken Follett hat vor zwei Jahren auf der Messe so viel über die Hintergründe der Jahrhundert-Trilogie erzählt, dass sein eigener Großvater mit 14 Bergmann wurde, oder von historischen Personen, die ihm als Vorlage für seine Charaktere dienten. Wenn Autoren gut mit Medien können (da ist Follett natürlich voll der Profi), macht das oft Riesenspaß :-)
Es müssen auch gute Fragen sein und ich denke, bei so einem Liveinterview hat der Autor auch mehr Spielraum und kann freier erzählen