„Eisige Tage“ von Alex Pohl (Spoiler)

39989645Titel: Eisige Tage
Autor: Alex Pohl
Verlag: Penguin

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:
„Winter in Leipzig, die Stadt erstarrt in Eiseskälte. In einem Auto am Elster-Saale-Kanal wird die steifgefrorene Leiche eines Anwalts gefunden. Was für die erfahrene Kommissarin Hanna Seiler und ihren eigenwilligen Kollegen Milo Novic zunächst nach einem Routine-Mordfall aussieht, entpuppt sich rasch als ein Dickicht krimineller Verstrickungen: Im Besitz des Toten finden sie belastendes Material, darunter das Foto eines minderjährigen Mädchens, das seit einer Woche vermisst wird. Während die Stadt im Schnee versinkt, müssen die Ermittler eine düstere Welt betreten, in der schon die Jüngsten gefährliche Spiele treiben.“

Meine Meinung:
Alex Pohl, der bisher unter dem Pseudonym L.C. Frey einige Thriller im Selbstverlag veröffentlicht hat, konnte nun seinen ersten Kriminalroman bei einem namenhaften Verlag publizieren.

„Eisige Tage“ begann für mich zunächst ein wenig verwirrend. Wir steigen im Jahr 1952 an einem unbekannten Ort ein, wechseln dann nach Leipzig, erfahren hier jedoch nur Tag und Monat, kein Jahr, springen innerhalb der Stadt von Schauplatz zu Schauplatz und lernen dabei so einige Figuren kennen.
Die Leiche, die anfangs gefunden wird, gerät bei all diesen Informationen, die auf den Leser einprasseln, ein wenig ins Hintertreffen. Ich wusste irgendwann nicht mehr, ob mich ihr Schicksal überhaupt interessierte und worauf das alles hinauslaufen sollte.

Bis zur Hälfte der Geschichte musste ich mich daher mehr oder weniger zum Lesen zwingen und blätterte oft hin und her, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Erschwerend kam hinzu, dass der Fall im Russenmilieu angesiedelt ist und ich über viele Namen stolperte, deren korrekte Aussprache ich nicht kannte.

Doch im zweiten Teil des Buches fügten sich langsam die Fragmente zusammen. Es entstand zwar ein etwas klischeehaftes Bild – Winter, Russen,  Banden, Mädchenhandel, Kinderpornografie -, das jedoch nun immerhin an Spannung zunahm.

Auch die beiden Hauptfiguren, das Ermittlerpaar Novic und Seiler bekamen jetzt einen größeren Handlungsspielraum. Fand ich es zu Beginn sehr schwierig aufgrund der Vielzahl an Charakteren, einen Zugang zu ihnen zu erhalten, so entwickelten diese Figuren nun etwas mehr Tiefe, allerdings nicht genug, um sich als LeserIn vollends auf ihre Seite schlagen zu können.

„Eisige Tage“ ist ein etwas ungewöhnlicher Kriminalroman, der nicht so sehr von einem Mordfall oder starken Persönlichkeiten lebt. Das Interesse besteht vielmehr darin, die einzelnen Puzzleteile am Ende zusammengesetzt zu sehen und das große Ganze zu begreifen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mit die zweite Hälfte des Romans recht gut unterhalten, auch wenn ich mir eine klarere Handlungslinie und etwas weniger Klischees gewünscht hätte.

„The Strings of Murder“ von Oscar de Muriel

23257059 Titel: The Strings of Murder
Autor: Oscar de Muriel
Serie: Frey & McGray #1
Verlag: Penguin
Übersetzung: Die Schatten von Edinburgh (Goldmann Verlag)

Inhalt:
Edinburgh, 1888. A virtuoso violinist is brutally killed in his home. Black magic symbols cover the walls. The dead man’s maid swears she heard three musicians playing before the murder.
But with no way in or out of the locked practice room, the puzzle makes no sense…
Fearing a national panic over a copycat Ripper, Scotland Yard sends Inspector Ian Frey to investigate under the cover of a fake department specializing in the occult. However, Frey’s new boss – Detective ‚Nine-Nails‘ McGray – actually believes in such nonsense.
McGray’s tragic past has driven him to superstition, but even Frey must admit that this case seems beyond reason. And once someone loses all reason, who knows what they will lose next…“

Meine Meinung:
„The Strings of Murder“ ist der erste Band einer mehrteiligen Krimireihe des mexikanischen Autors Oscar de Muriel, der nach England zog und sich dort zu seinen Büchern inspirieren ließ.

So verwundert es nicht, dass die Geschichte ganz klassisch bei Jack the Ripper seinen Ausgang nimmt, dann aber für den Protagonisten überraschend nach Schottland wandert.
Dort begegnen wir einem „locked-room mystery“, also dem eigentlichen unmöglichen Mord, den nun das ungleiche Paar Frey und McGray lösen muss.

Wer britische Krimis liebt, wird Gefallen an dieser Serie finden.
Das Rätsel selbst ist nicht besonders schwer zu lösen, allerdings birgt es einige interessante Aspekte und liebevoll beschriebene Charaktere, die einem schnell ans Herz wachsen und immer wieder zum Schmunzeln bringen.

„The Strings of Murder“ ist eine nette, kleine Geschichte für zwischendurch. Ich denke, ich werde auch die Folgebände nach und nach lesen.

„Club der Romantiker“ von Frank P. Meyer

42767020 Titel: Club der Romantiker
Autor: Frank P. Meyer
Verlag: Conte Verlag

Inhalt:
Für ein Treffen mit früheren Kommilitonen kehrt Peter Becker nach Oxford zurück. Doch der eigentliche Grund für seine Reise ist Laureen Mills Beerdigung. Als ihre Leiche jetzt, über zwei Jahrzehnte nach ihrem spurlosen Verschwinden, gefunden wird, erwartet niemand mehr ernsthaft die Aufklärung dieses Falles. Zur selben Zeit sind weitere Ehemalige in Oxford, die die College-Bibliothekarin kannten: Louise, Ed, Brandy Jones und der Bischof – allesamt Mitglieder im exklusiven »Club der Romantiker«. Inspector Osmer ahnt nichts von der Verbindung der Clubmitglieder zur Toten, und sein Vorgesetzter will, dass der alte und scheinbar unlösbare Fall endlich zu den Akten gelegt wird. Aber der Zufall und ein immer nervöser werdender Ex-Romantiker spielen dem Ermittler und seinem übereifrigen Sergeant in die Hände. Ein spannender und überraschender Roman vor und hinter den Kulissen des altehrwürdigen Oxford.

Meinung:
Frank P. Meyer war mir bereits von seinem sehr amüsanten Buch „Normal passiert da nichts“ bekannt. Nun erschien im Conte-Verlag sein Kriminalroman „Club der Romantiker oder Das Rätsel um Lauren Mills“, von dem ich dankenswerterweise auf der Frankfurter Buchmesse ein signiertes Exemplar bekam.

Ich mag den Conte-Verlag und ich mag Krimis, hatte also schon ein paar Erwartungen, als ich mit dem Lesen begann – und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil!

Bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch lieben würde, spielt es doch in Oxford inmitten des englischen Studentenlebens. Ich selbst habe vor gut 20 Jahren ein Trimester in Norwich studiert und die Geschichte hat so einige Erinnerungen geweckt wie beispielsweise an die „Freshers‘ Fair“ in der „Freshers‘ Week“, wenn sich all die universitären Clubs vorstellen und man erste Kontakte knüpfen kann. Und von diesen Clubs gibt es unzählige und zu allen Themen. Meine Wahl fiel damals auf den „Jugglers Club“ und den „Fencing Club“. man musste nur aufpassen, vor lauter Clubs das Studieren nicht zu vergessen.

Der Protagonist in dieser Story, ein gebürtiger Primstaler, entscheidet sich für den „Club der Romantiker“, in dem sich Studenten regelmäßig über Dichter aus der Romantikepoche austauschen. Dass ihm dieser Club zum Verhängnis wird, erfährt man bereits zu Beginn des Buches. Unklar ist allerdings, wie es dazu kommen konnte. Es handelt sich also nicht unbedingt um ein Whodunnit, sondern eher um ein Whathappened. Es gibt auf dem Weg jedoch so ein paar Überraschungen.

Was mir besonders gut gefallen hat, waren die Verknüpfungen „als Student in Oxford“ und „aufgewachsen in Primstal“, die sehr humorvoll erzählt werden und die noch mehr Spaß machen, wenn man bereits „Normal passiert da nichts“ gelesen hat. Ich sag nur „Rückbanks-Elfie“…

Auch die Charaktere fand ich interessant, schillernd und – denk ich an meine Englandzeit zurück – ziemlich realistisch beschrieben, gibt es doch an englischen Campusuniversitäten viele Menschen aus aller Welt mit unterschiedlichen Hintergründen. Jede Gruppe hat ihre eigene Dynamik und Eigenheiten, aber hat man erst einmal seine „Peers“ gefunden, kann der Spaß beginnen. Zum Glück geht das aber nicht immer so aus wie hier.

Hach, es tat richtig gut, in diese Geschichte einzutauchen, die nicht nur schöne Erinnerungen weckte, sondern auch ausgesprochen flüssig, mit viel Witz und spannend geschrieben ist. Ich hab mich mehrfach beim Lesen zurück nach England gewünscht. Na, wenigstens lebe ich im Saarland und war auch schon in Primstal unterwegs. Ob es die Schrauber dort tatsächlich gibt? Es würde ich jedenfalls nicht wundern.

„Der Club der Romantiker“ ist ein Buch, das man zu Weihnachten sehr gut verschenken oder sich selbst gönnen kann. Absolut empfehlenswert!

„Der Tod bohrt nach“ von Isabella Archan

40725768Titel: Der Tod bohrt nach
Autorin: Isabella Archan
Verlag: Emons Verlag

Inhalt:
Während Dr. Leocardia Kardiffs zahnärztlichem Nacht-Notdienst taucht ein seltsamer Patient auf, der etwas von Mord stammelt. Welche Wahl bleibt Leo da? Keine. Sie fühlt dem Bösen auf den Zahn und kommt einer Entführung auf die Spur – und auch eine Leiche lässt nicht lange auf sich warten. Hauptkommissar Zimmer und sein Team ermitteln, doch auch Leo setzt den Bohrer an …

Meine Meinung:
Isabella Archan habe ich auf der Frankfurter Buchmesse 2017 kennengelernt. Auch dieses Jahr traf ich sie dort wieder und nur wenige Tage später landete ihr neuestes Buch „Der Tod bohrt nach“ in meinem Briefkasten. Danke dafür!

Bislang kannte ich nur ihre Reihe rund um die Ermittlerin Willa Stark, die im Conte Verlag erschien ist.
„Der Tod bohrt nach“ ist der dritte Band aus ihrer „Zahnarztserie“, Kriminalgeschichten, in denen eine neugierige Zahnärztin die Hauptfigur ist. Die ersten beiden Bücher kenne ich nicht, habe aber festgestellt, dass das kein Hindernis beim Lesen war.

Dr. Leocardia Kardiff, die sich in einer Beziehung mit einem Hauptkommissar befindet, scheint das große Glück zu haben, immer wieder in Mordfälle verwickelt zu werden. Statt jedoch sich vorsichtig zurückzuziehen und der Polizei die Arbeit zu überlassen, stürzt sie sich selbst wagemutig in den Fall, was hin und wieder zu recht unterhaltsamen und schrägen Situationen führt.

Alle Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und kommen sehr sympathisch rüber. Sogar die Bösewichte haben ihre eigentlich ganz netten Seiten. Zumindest versteht man als Leser recht gut die Motivation für ihr Handeln, was sie insgesamt „menschlich“ erscheinen lässt trotz ihrer Taten.

Die Geschichte selbst weist mehrere Handlungsstränge auf, von denen jeder einzelne gut unterhält, und die am Ende alle in einem spannenden Showdown zusammengeführt werden.
Die Idee, eine Zahnärztin als Hobbyermittlerin einzusetzen, finde ich dabei ziemlich originell, ist dies doch ein Bereich, den man eher weniger mit Tod und verbrechen in Verbindung bringt.

Lediglich die Erzählperspektive, die bei der Protagonistin zwischen einem Ich – und einem personalen Erzähler wechseln, fand ich hin und wieder etwas verwirrend, aber man gewöhnt sich daran.

Wer eine leichte Unterhaltung ohne viel Blutvergießen, dafür aber mit viel Humor und sympathischen Figuren sucht, dem wird „Der Tod bohrt nach“ (und vermutlich auch die weiteren Bände aus der Serie) sicherlich gefallen.

„Beim Morden bitte langsam vorgehen“ von Sara Paborn

39864800.jpgTitel: Beim Morden bitte langsam vorgehen
Autorin: Sara Paborn
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Originaltitel: Blybröllop

Inhalt:
„Die Leute leben einfach zu lange. Und die wenigsten haben das verdient. Horst jedenfalls nicht. Nach 39 Ehejahren voller Sticheleien hat Irene endgültig genug von ihrem Mann. Als sie eines Tages in einer alten Schachtel Vorhang-Bleibänder findet, kommt ihr die beste Idee ihres Lebens: Aus der immer so netten Bibliothekarin wird eine gerissene Hobbychemikerin, die ihre bisher von Braten- und Kuchenduft erfüllte Küche in ein Labor verwandelt. Dort bereitet sie Bleizucker zu. Geduldig rührt sie ihrem Mann täglich ein Löffelchen in den Kaffee. Bei den wirklich wichtigen Dingen muss man langsam vorgehen …“

Meine Meinung:
Aus Schweden kennt man überwiegend männliche Schriftsteller und depressive Protagonisten. Ich war also sehr gespannt, was für eine Art von Kriminalgeschichte eine Autorin aus Schweden schreiben würde.

Um es gleich vorweg zu sagen: „Beim Morden bitte langsam vorgehen“ ist kein Whodunit-Buch. Wer wen ermordet, steht von Anfang an fest. Wir erfahren als Leser, wie und warum es zu dieser Tat kam.

Irene hat das Pech, in einer Zeit zu leben, in der Ehen daraus bestehen, dass die Frauen ihrem arbeitenden Mann daheim ein schönes Leben gestalten und selbst nur dekorativer Teil des großen Ganzen sind.
Zudem wurde sie offenbar mit sehr romantischen Vorstellungen einer Partnerschaft erzogen, denn sie himmelt Horst zu Beginn ihres Kennenlernens aufgrund seines Auftretens an und erhofft sich von ihm, all ihre Wünsche über ein Zusammenleben in Erfüllung zu bringen. Allerdings wird zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte klar, wie diese Wünsche konkret aussehen. Es lässt sich lediglich erahnen, dass sie „Gleichberechtigung“ in der Partnerschaft möchte, doch ihr ganzes Verhalten widerspricht dem. Horst trifft Entscheidungen und Irene ordnet sich – wenn auch verärgert – diesen unter. Nie zieht sie ihre Grenzen, sie versucht es nicht einmal ernsthaft.

Ich kann zwar aufgrund ihrer Erzählungen nachvollziehen, warum sie sich unglücklich in einer Ehe mit einem dominanten und noch dazu recht zynischem Mann fühlt, aber ich kann kein Verständnis für ihre Lösung des Problems aufbringen. Handelt so eine Frau, die ihre eigenen Bedürfnisse beachtet sehen möchte? Muss sie wirklich zu einem Mord greifen? Zeugt das von Stärke oder doch eher von Schwäche?

Die Geschichte ist sprachlich gut formuliert, doch es fehlen einfach ein paar wesentliche Informationen, um das Handeln der Protagonistin wirklich mittragen zu können. Über Horst erfahren wir kaum etwas, außer dass er hier und da Fehler macht, die Irene allerdings nie korrigiert und vermutlich auch nie offen anspricht. Was macht Horst in der übrigen Zeit?
Selbst über ihr Innenleben lässt sich ihre Entscheidung nicht erschließen. Sie wirkte auf mich einfach nur unzufrieden, nicht besonders glücklich und nicht weniger zynisch als ihr Partner. Wo sind die tiefen Emotionen, die einen Menschen dazu bringen, zum letzten Mittel zu greifen?

„Beim Morden bitte langsam vorgehen“ ist kein schlechtes Buch, allerdings wird das Bild einer schwachen Frau gezeichnet, die ihr Leben nur mit einem Mord zu verbessern vermag. Schade. Man hätte aus dieser Situation so viel mehr machen können.
Kann man lesen, muss man aber nicht.

Rezension: „Invisible“ von Ursula Poznanski und Arno Strobel (SPOILER)

38353457.jpg Titel: Invisible
Autoren: Ursula Poznanski und Arno Strobel
Reihe: Buchholz & Salomon #2
Verlag: Wunderlich

Inhalt:
„Eine Serie von grauenvollen Morden gibt den Hamburger Kriminalkommissaren Nina Salomon und Daniel Buchholz Rätsel auf: Einem Patienten wird während einer OP ins Herz gestochen, ein Mann totgeschlagen, ein anderer niedergemetzelt…Die Täter sind schnell gefasst. Nur ihre Motive sind völlig unbegreiflich, denn keiner von ihnen hat sein Opfer gekannt. Das einzige, was sie verbindet: Die unermessliche Wut auf das Opfer. Und dass sie nicht wussten, was über sie kam.
Kann es sein, dass sie manipuliert wurden? Aber von wem, und vor allem: wie?
Was Salomon und Buchholz schließlich aufdecken, wirft ein ganz neues Licht auf die Dinge, die unser Leben so bequem machen…“

Rezension:

Ich bin großer Fan von Ursula Poznanski und freue mich auf jedes Buch, das neu von ihr im Handel ist. „Invisible“ ist das zweite Werk, das sie gemeinsam mit ihrem Schriftstellerkollegen Arno Strobel verfasst hat.

Der erste Band „Anonym“ hatte mir sehr gut gefallen, er hatte (fast) alles, was ein guter Krimi benötigt: viele Tote, Spannung, menschliche Ermittler mit eigenen Sorgen und Kämpfen und ein gelungenes Ende.

Dem zweiten Band fehlen leider viele dieser Zutaten. Die Figuren sind nach wie vor gut gelungen, haben Stärken und Schwächen, fechten private Probleme aus, versuchen, ihren Dienst so gut wie möglich zu leisten, sind aber kapitelweise nach wie vor allein vom Schreibstil her nicht gut voneinander zu unterschieden. In wessen Kopf man sich befindet, wird immer erst klar, wenn man die ersten gedachten Namen liest. Das kannte ich aber bereits aus der ersten Geschichte, damit kam ich klar.

Was hier wirklich fehlt, ist eine schlüssige Story. Fremde erschlagen in aller Öffentlichkeit Fremde und sehr, sehr lang gibt es keinerlei Hinweise zu den wahren Hintergründen. Die Ermittler tappen im Dunkeln, versuchen diverse Methoden, eine Figur – ein Mentalist – wird ins Geschehen eingeführt, ohne allerdings eine echte Rolle darin zu spielen und erst im letzten Viertel stolpern sie über eine Idee, die ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirkt: menschliche Manipulation dank Data Mining.

Einerseits gefällt mir die Idee, neuere Technologien in eine Erzählung einzubringen ausgezeichnet, andererseits muss man sehr genau wissen, was man als Autor damit anstellt und wie man es einführt.
Das war im ersten Buch sehr gut gelungen. Dort befanden wir uns sehr schnell in den dunkleren Ecken des Internet. Hier aber gibt es anfangs nur ein paar Recherchen in Foren und auf Facebook und am Ende ist plötzlich Data Mining, also das gezielte Sammeln möglichst umfassender Daten über einen Menschen, das Mittel zur Tat? Really?
Diese Technik hätte a) sehr viel umfassender erklärt werden und b) deutlich früher in den Fall eingebracht werden müssen, um mich am Ende davon zu überzeugen, dass auf diese Weise ein Mensch einen anderen ihm völlig unbekannten Menschen töten kann.
Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass die Autoren sich nicht intensiv genug mit dieser Technologie und vor allem dem Zusammenspiel mit dem psychologischem Einsatz der Daten befasst haben. Da hilft es auch nicht, einen mentalen Zauberer anzuheuern, der ein paar Spielchen macht und sagt „schaut her, das geht tatsächlich“, der aber zu keiner Zeit Beweise dafür liefert, dass dies zu ungeheuerlichen und brutalen Morden führen kann.

Die Aufklärung hatte für mich so leider etwas von „Hokuspokus“ und war nicht schlüssig oder nachvollziehbar.

„Invisible“ ist kein Buch, das man gelesen haben muss. Ich hoffe auf einen besseren Nachfolgeband irgendwann.